James Ellroy: Hollywood Nachtstücke
Bei James Ellroy sind die Seiten so testosterongetränkt, dass sie sich fast von alleine umblättern: anachronistisch, derb und politisch völlig unkorrekt.
Dinge zu tun, die entweder verboten, amoralisch, gesundheitsschädlich oder bestenfalls alles zusammen sind, ist verwerflich. Wenn sie uns aber James Ellroy mit seinem lässig-lakonischen Nihilismus erzählt, ist das ein großer, derber Spaß. Sein L.A. der 1950er Jahre ist die Stadt der bösen Bengel, die anderen nicht nur zeigen, wo der Hammer hängt – sondern mit ihm auch lustvoll zuschlagen. Schließlich will man im korrupten Hollywood seinen Spaß haben. Ellroy lässt ein paar durchgeknallte Nebenfiguren aus seinen Romanen noch mal so richtig die Machosau rauslassen. In sechs Storys wird fies geballert, gefoppt, gequält. Da brechen Nasen, knacken Rippen, und es wird mit zwei Revolvern gleichzeitig russisch Roulette gespielt. Die Seiten sind so testosterongetränkt, dass sie sich fast von alleine umblättern. Anachronistisch, derb und politisch völlig unkorrekt. Aber auch lustig, wie ein durch die Luft fliegender Wurstzipfel. nh
James Ellroy Hollywood Nachtstücke
Ullstein, 2019, 288 S., 14 Euro
Aus d. Engl. v. Thomas Mohr