Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen
Den Deutschen Buchpreis griff zwar Frank Witzel mit „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ ab, dennoch – Jenny Erpenbeck hat mit „Gehen, ging, gegangen“ einen Roman geschrieben, der perfekt ins Heute passt. Die Story: Ein emeritierter Philologieprofessor weiß nicht, wie er den Tag rumbekommen soll und beginnt, sich mit dem Asylbewerberheim in der Nachbarschaft zu beschäftigen. Er tritt den Bewohnern interessiert gegenüber, ohne Vorurteile, und siehe da: Nicht alles klappt, aber die Selbstfindung eines alten Mannes ist ein Erfolg. Erpenbeck montiert ihren Text tadellos, die Position voraussetzungslosen Interesses ist klug ins Zentrum gesetzt, allein, „Gehen, ging, gegangen“ ist mehr Zielgruppenbedienen als echte Literatur. Preaching to the converted, eine zutiefst bildungsbürgerliche Position, aufbereitet für ein bildungsbürgerliches Publikum. In einer langweiligen Welt hätte so etwas eine Buchpreisgarantie.