Jesper Munk
Bluespop mit einer Vorliebe für Melancholie: Mit „Favourite Stranger“ ist Jesper Munk im Oktober auf Tour.
Mit gerade mal 26 hat Jesper Munk bereits sein drittes Album veröffentlicht. Trotzdem bleibt dem Wahlberliner noch genügend Zeit für sinnliche Momente.
Jesper, du hörst dich verschlafen an. Wo steckst du?
Jesper Munk: Im Bett.
Deinem?
Jesper Munk: Nee, dem einer Freundin. (schlürft) Ich trinke gerade meinen ersten Kaffee.
Im Video zu deiner Single „Cruel Love“ tappst du auch durch eine Wohnung, und zwar eine ziemlich chaotische. Die der Freundin oder deine eigene?
Jesper Munk: Weder noch. Das ist die Wohnung des Videoregisseurs. Bei mir selbst sieht es ein bisschen spartanischer aus, der Dielenboden ist komplett ochensenblutrot, ein Zimmer ist nur fürs Musikmachen. Sauber ist bei mir nur die Küche, damit man sich was zu essen oder wenigstens einen Toast machen kann.
Deine neuen Songs heißen zum Beispiel „Solitary“, „Happy when I’m blue“ oder eben „Cruel Love“. Man könnte meinen, du ergötzt dich auch ein bisschen an unerfüllter und unglücklicher Liebe.
Jesper Munk: Das ist auch ein Spiel. Einsam bin ich eher nicht. Traurig werde ich vor allem, wenn ich viel nachdenke. Ich halte unsere Zeit, in der wir leben und lieben, in mancherlei Hinsicht für herzlos und kalt. Das Verlieben, oder überhaupt Zwischenmenschlichkeit, gibt da einen Rest von Trost oder Geborgenheit.
Du machst Musik, seit du Teenager bist. Wie geborgen fühlst du dich auf der Bühne?
Jesper Munk: Die Bühne ist der beste Platz von allen. Live geht es mir ums Spaß haben. Das Konzert repräsentiert für mich den heiteren und optimistischen Aspekt meiner Musik. Außerdem habe ich Bock, mich zu bewegen. Ich bin total froh, dass ich jetzt wieder rauskomme. Als ich mein Album aufnahm, habe ich lange im Kämmerchen gesessen und mich mit meinen Inhalten und somit auch mit meinen Gedanken auseinandergesetzt. Wenn man sehr viel grübelt, wird es manchmal recht dunkel.
Wobei „Favourite Stranger“ kein düsteres, sondern eher ein romantisches, sinnliches Album ist.
Jesper Munk: Na ja, Sinnlichkeit und Melancholie sind für mich sehr eng miteinander verwandt. Ich erliege meinen Gefühlen immer wieder. Man glaubt, man stumpft irgendwann ab und verliert seine jugendlichen Vorstellungen von Romantik und der Liebe, die ja immer wieder zu schön waren, um wahr zu sein. Aber dann passiert es doch wieder.
Seinen Gefühlen zu erliegen, ist ja eigentlich eine schöne Sache.
Jesper Munk: Die einem hin und wieder großen Ärger bringt (lacht).