„Am Anfang ist der Tod“ von Jesús Cañadas
Mit „Am Anfang ist der Tod“ legt der spanische Fantasy-Autor Jesús Cañadas einen eindrucksvollen Großstadt-Grusel-Noir vor.
„Am Anfang ist der Tod“ von Jesús Cañadas ist ein Alptraum und zugleich eine Liebeserklärung an eine Stadt, in der unzählige Schmerzen bei flackerndem Licht aus allen Ritzen und Spalten kriecht.
„Am Anfang ist der Tod“ von Jesús Cañadas ist unser Krimitipp der Woche.
Wie kommt man am Türsteher eines Berliner Klubs vorbei? Man greift nach der Nacht, die er in sich hat, verknotet sie und reisst sie ihm aus der Kehle. Klingt jetzt nicht ganz leicht, doch die 16-jährige Rebecca beherrscht diesen Move. Zumindest seit sie in die Nacht gezogen ist – oder sie gezogen wurde. In ihrem Zimmer des katholischen Mädcheninternats findet man einen blutigen Zahn und das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, das mit teilweise geschwärzten Seiten einige Rätsel aufgibt. Spärliche Hinweise für Kommissar Lukas Kocaj, der auf der Suche nach der verschwundenen Jugendlichen ist. Im nebelgrauen Berlin landet er beim Klubbetreiber Lazlo Gupta mit seinem teuflischen Kannibalengrinsen. Fährt der Satan etwa Volvo und heißt bürgerlich Manfred Hübner? In Guptas berüchtigten Klub „Loch“ kommt niemand so leicht rein: Hier riecht die Berliner Luft nach Gruft, und halbnackte Gestalten tanzen zu Tönen, die an ausgehöhlte Kinderkörper und gerissene Sehnen denken lassen. Sind die Fliegen dort wirklich so dick wie Datteln?
Lukas Kocaj nimmt keine Drogen im Dienst, sondern trinkt Jasmintee mit Ingwer gegen die Kälte. Doch er macht mit, als Polizeikollegen einen Pädophilen in einem Kellerloch foltern. Dann hängt in einer Lagerhalle in Tempelhof eine malträtierte Frauenleiche am Haken. Kocaj muss endlich den mysteriösen „Raucherbereich“ finden, in dem der König der Nacht seine entführten Prinzessinnen gefangen hält. Die Höllentore öffnen sich, eine getötete Medusa wird zur rachsüchtigen Gorgone … Der in Berlin lebende spanische Fantasy-Schriftsteller Jesús Cañadas legt einen eindrucksvollen Großstadt-Grusel-Noir vor. Geschickt pendelt er zwischen Wahn und dem Geruch von Kohlenheizungen. Sein Roman ist ein Alptraum und zugleich eine Liebeserklärung an eine Stadt, in der unzählige Schmerzen bei flackerndem Licht aus allen Ritzen und Spalten kriecht. Nichts für Zartbesaitete – wer’s kuschlig mag, geht besser ins Berghain.
Hat es Jesús Cañadas mit „Am Anfang ist der Tod“ auf unsere Liste der besten Krimis im Oktober 2023 geschafft?