Jetzt auf DVD: „Exil“
In Visar Morinas klaustrophobischen Drama fühlt sich Xhafer (Mišel Maticevic) als Opfer rassistischer Angriffe – aber kann er der eigenen Wahrnehmung wirklich trauen?
Xhafer (Mišel Maticevic) führt ein bürgerliches Leben mit Eigenheim und Familie. Dennoch fühlt sich der im Kosovo geborene Pharmaingenieur ausgegrenzt und diskriminiert. Jemand befüllt seinen Briefkasten mit toten Ratten, im Büro werden wichtige Nachrichten nicht an ihn weitergeleitet und dann steht plötzlich der Kinderwagen seines Sohnes in Brand.
Für Xhafer stehen rassistische Motive außer Frage. Wirklich auf den Grund geht er den Vorfällen jedoch nicht. Stattdessen betrügt er seine Frau, ignoriert das freundschaftliche Interesse seines Kollegen und reagiert zunehmend feindselig auf andere. Von der nüchternen Beobachtung seiner Frau Nora (Sandra Hüller, „Toni Erdmann“, 2014) dass er „möglicherweise einfach ein Arschloch ist“ und seine Herkunft gar keine Rolle spielt, möchte er nichts wissen – bis ihn seine Paranoia eine entscheidende Grenze überschreiten lässt.
Mit düster-klaustrophobischen Bildern folgt Regisseur Visar Morina („Babai“, 2015) dem subjektiv-verengten Blick eines zutiefst verunsicherten Menschen. Das von Maren Ade mitproduzierte Drama sticht vor allem durch seine subtil erzählten Alltagsfeinheiten heraus, die eines sehr deutlich zeigen: Alles, was nicht ins eigene Sichtfeld gerät, bleibt unverstanden und missachtet. Exil ist ein Film über das Sehen und Wahrnehmen, und könnte mit Hüllers und Maticevic’ unaufgeregter Natürlichkeit nicht passender besetzt sein.
„Exil“ ist ab dem 22. 1. auf DVD erhältlich.