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Die Wahrheit hinter den Klischees

Jonas Alaska vor einem hellen Himmel
(Foto: Joe Wills)

Für sein fünftes Album stand der melancholische Singer/Songwriter vor ganz neuen Herausforderungen.

Jonas, du bist vor Kurzem Vater geworden. Beginnt der erste Song „I don’t wanna die“ deshalb so abrupt? Weil sich bei dir auf einmal alles verändert hat?

Jonas Alaska: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber das finde ich schon passend. Meine Referenz bei dem Song war „Mind Games“ von John Lennon. Ich liebe es einfach, wie dieser Song anfängt, direkt mit dem Refrain.

Ähnlich wie auf vielen Lennon-Solo-Alben steht auch auf den meisten Songs auf „Roof came down“ das Klavier im Vordergrund.

Alaska: Ich habe den Sound von seinen Solo-Alben schon immer geliebt, und ich glaube, das hat viele meiner Alben geprägt – aber ganz besonders dieses. Wir haben es auch live im Studio auf Tape eingespielt.

War das das erste Mal, dass ihr so gearbeitet habt?

Alaska: Ja, ich hatte das Gefühl, diese Songs haben das Spontane gebraucht. Früher haben wir alles gesondert aufgenommen, und wenn ich mir diese Alben jetzt anhöre, hört sich das sehr beherrscht an. Viele der Songs auf „Roof came down“ sind der erste oder der zweite Take, den wir eingespielt haben.

Wie viele der neuen Songs sind nach der Geburt deines Sohnes entstanden?

Alaska: Mein Sohn wurde im Februar 2019 geboren. Ich glaube, ich habe drei der neuen Stücke nach der Geburt geschrieben, aber viele der anderen sind entstanden, während wir auf ihn gewartet haben. Und natürlich geht es in dem Titelsong darum, dass ich Vater geworden bin. Er hat das Album sehr beeinflusst.

Haben diese Songs deshalb den Kontrollverlust im Studio gebraucht?

Alaska: Ja. Die Sessions sind nervenaufreibend gewesen, das hat zu den neuen Stücken gepasst.

Ich muss bei dieser Gleichzeitigkeit von Glück und Angst wieder an „I don’t wanna die“ denken: Wie in diese Szene des familiären Glücks der Gedanke einbricht, nicht sterben zu wollen.

Alaska: In dem Song geht es eigentlich gar nicht um die Angst davor, zu sterben. Er handelt von einem dieser Tage, an dem alles schön ist und einen Sinn ergeben zu scheint, an dem man glaubt, dass alles irgendwie okay sein wird. Ich weiß, dass ich wie ein dunkler Typ wirken muss, wenn ich Songs schreibe, in denen ich hoffe, dass mein Flugzeug abstürzt, aber das ist nicht immer so.

Vielleicht eine blöde Frage, aber warum hast du dann nicht „I’m so happy to be alive“ gesungen?

Alaska: (lacht) Ich weiß es tatsächlich nicht, ich habe den Text zuerst geschrieben, mehr wie ein Gedicht geschrieben, und sehr schnell. Etwa ein halbes Jahr später habe ich es wiederentdeckt und einen Song daraus gemacht. Aber ich würde nie einen Refrain schreiben, in dem ich so etwas singe.

Weil es ein Klischee ist?

Alaska: Ja, irgendwie schon. Aber je älter ich werde, desto mehr akzeptiere ich die Klischees. Jetzt, wo ich Vater geworden bin, verstehe ich zum Beispiel endlich diese ganzen Sachen, die Menschen darüber sagen, wie es ist, Eltern zu werden – dass man sich kein Leben davor mehr vorstellen kann, dass man nichts anderes mehr möchte, als für diesen kleinen Menschen da zu sein. Früher klang das für mich alles zu klebrig, aber jetzt kapiere ich es zum ersten Mal.

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