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Jürgen Vogel

Jürgel Vogel bleibt der coolste Typ im deutschen Kino. Jetzt mischt der 37-jährige Wahlberliner auch die Rockclubs auf – weil er das geträumt hat

_ulysses: Jürgen, für „Keine Lieder über Liebe“ hast du als Sänger der Rockband Hansen auch den Soundtrack eingesungen. Hattest du keine Bedenken? Schließlich gibt es schon genug Schauspieler, die schlechte Musik machen.

Jürgen Vogel: Es wäre völliger Quatsch, wenn ich mich jetzt åals Musiker sehen würde. Als Schauspieler bin ich ein Performer: Ich bekomme eine Rolle, gestalte sie ein bisschen um und versuche, sie mir verständlich zu machen. Mit dem Singen ist das ähnlich. Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass die Hörer von den Songs berührt werden und einen Zugang zu ihnen bekommen. Wenn ich da stehe und singe, dann sollen sie glauben, dass ich das auch so meine.

_ulysses: Hat das ohne Gesangsunterricht funktioniert?

Vogel: Nein, natürlich nicht. Ich bin für mehrere Monate im Proberaum verschwunden. Am Anfang habe ich mit Kettcar-Sänger Marcus Wiebusch erst mal getestet, ob das mit mir als Sänger theoretisch überhaupt möglich ist. Markus hat mir mit einem Rohrstock auf die Finger gehauen, um mir die richtigen Töne zu entlocken. Ich bin dann ganz schnell bei der Stimmlage von Klaus Nomi angekommen.

_ulysses: Wer ist denn Klaus Nomi?

Vogel: Nein, das darf doch nicht wahr sein! Ich habe mich schon darüber aufgeregt, dass die Jungs aus der Band den nicht kennen. Das war ein ganz fantastischer Countertenor, der in den 80ern ganz groß war und viele Shows gegeben hat. Leider war er einer der ersten, die an AIDS gestorben sind. Über Klaus Nomi gibt es auch eine ganz fantastische Doku. Irgendwann muss ich mir unbedingt die Zeit nehmen und einen Film über ihn drehen. Genau, ich steige jetzt richtig ein ins Musikfilmgeschäft. Dann ist Jürgen Vogel ein Countertenor. Du siehst, Hansen war erst der Anfang!

_ulysses: Hast du als Teenager nie in einer Band gespielt?

Vogel: Früher habe ich mal versucht, Gitarre zu lernen und hatte sogar Unterricht. Aber auch wenn ich einigermaßen musikalisch bin, mit Instrumenten komme ich trotzdem nicht klar. Für den Film hatte ich einfach das Glück, dass ich auf mein Taktgefühl setzen konnte.

_ulysses: Warum wolltest du diesen Film denn unbedingt machen? Das Projekt ist ja auf deine Initiative hin entstanden.

Vogel: Das klingt jetzt total kitschig und pathetisch, aber es stimmt wirklich: Vor einem Jahr, als mit dem Filmprojekt noch überhaupt nichts klar war, hatte ich einen Traum. Ich stand schweißgebadet in irgendeinem Backstagebereich, und plötzlich ging ein Vorhang auf. Da waren Leute, ich. Ich war total heiß darauf, loszulegen – doch dann wachte ich auf. Bei meinem ersten Hansen-Konzert habe ich dann einfach diesen Traum zu Ende gebracht.

_ulysses: War es denn in echt auch so ein tolles Gefühl, auf der Bühne zu stehen?

Vogel: Vor dem ersten Konzert war es die Hölle. Ich bin vor Aufregung ständig auf die Toilette gerannt und dachte zuerst, ich hätte mir einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Aber mit der Zeit wurde mein Selbstbewusstsein größer, wir wurden immer besser und nach einigen Konzerten haben wir das Publikum meist schon mit den ersten drei Songs gehabt. Dann hat es richtig gebockt.

_ulysses: Stimmt es, dass Tomte-Sänger Thees Uhlmann dir mit knallharten Methoden erklärt hat, wie du dich als Sänger verhalten sollst?

Vogel: Das war im Proberaum, als endlich mal etwas funktioniert hat. Ich war total glücklich und bin vor Freude rumgehüpft. Plötzlich sagt Thees: Wenn du das bei den Konzerten auch machst, dann springe ich dir von hinten in die Kniekehlen – wir sind doch hier nicht bei den Guano Apes.

Interview: Carsten Schrader

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