Julia Holter: Aviary
Will man ihr ganz fantastisches neues Album „Aviary“ in einen akademischen Zusammenhang stellen, widerspricht Julia Holter.
Als Ausgangspunkt für ihr neues Album hat Julia Holter ein ungewöhnliches Experiment gewählt: Die Songs von „Aviary“ basieren auf Spielereien mit dem Synthie. „Ich wollte im Sound baden und mit den Tönen spielen. Anfangs habe ich wie ein Kind vor diesem Instrument gesessen und irgendwelche Knöpfe gedrückt, um zu sehen, was passiert“, sagt sie im Interview mit kulturnews. Die Maschine hat viele Sounds ausgespuckt, die an den Soundtrack klassischer Science-Fiction-Filme erinnern, und Holter zählt auch „Blade Runner“ zu ihren absoluten Lieblingsfilmen. Diese Sound-Improvisationen bringt die Musikerin aus L.A. im zweiten Schritt mit Kompositionen zusammen, die sich an Mittelaltermusik orientieren. „Eigentlich war mein Ansatz nur, ganz egoistisch all die Dinge unterzubringen, die mich selbst faszinieren. An der Musik aus dem 13. Jahrhundert begeistert mich das Spiel mit der Polyphonie. Ich wollte Instrumente und Stimmen, die sich gegenseitig unterbrechen und das Zusammenspiel verschiedener Sprachen. Ähnlich wie bei den Improvisationen am Synthie habe ich versucht, mir intuitiv ein Sinnsystem zu erschaffen.“ Trotz literarischer Verweise von Dante bis Alexander Puschkin lässt es Holter nicht durchgehen, dass man ihr neues Werk als verkopft bezeichnet. „Meine Musik wird immer in einen akademischen Zusammenhang gestellt – aber ganz eigentlich bin ich nur ein Messie. So sehr meine Wohnung darunter leidet, profitiert die Musik davon, da Fetzen aus all den Büchern und Artikeln, die bei mir rumliegen, auch in meinem Kopf rumschwirren.“
Ein ausführliches Interview mit Julia Holter und alle Infos zu „Aviary“ gibt es auf uMagazine.de