Zum Inhalt springen

Justin Sullivan / New Model Army

Wer rastet, der rostet. New Model Army kommen wieder auf Tour. Bandchef Justin Sullivan, Haudegen des Emo-Folkrock, beschäftigen die alten Themen: Politik und Trennungsgerüchte.

citymag: Justin, dir waren immer politische Songs wichtig. Momentan scheint es eine Repolitisierung in der Popmusik zu geben. Was denkst du über all diese jungen Bands, die wieder von der Revolution träumen?

Justin Sullivan: Vieles in der Musik entwickelt sich in Kreisbewegungen. Politik ist ein Teil unseres Lebens. Auch aus der Musik wurde sie nie ganz verdrängt; mal war sie wichtiger, mal weniger wichtig. New Model Army kämpften aber nicht für eine spezielle politische Idee. Der Sturz des Kapitalismus ist ein Traum, und es ist gut, dass es noch Leute gibt, die diesen Traum haben. Seit den Anfängen der Menschheit dreht sich Musik um Sex, Tod und Politik. Nicht um Politik im philosophischen Sinne – es geht um die Politik der einfachen Leute. So sehe ich New Model Army. Wir machen Musik fürs Volk. Volksmusik eben.

citymag: Kritiker werfen euch musikalischen Stillstand vor.

Sullivan: Jedes Album klingt anders, wir haben nie zweimal mit einem Produzenten gearbeitet. Außerdem haben wir unterschiedliche Einflüsse integriert. Auf einem unserer letzten Albem war sogar ein Song, den ich als HipHop bezeichnen würde.

citymag: Alles ist also gut – trotzdem gibt es immer mal wieder Trennungsgerüchte …

Sullivan: Ach, wir haben uns schon oft aufgelöst. Es gab nie eine Zeit, in der alles okay war – höchstens ein oder zwei Wochen. Ich habe aufgehört, weit in die Zukunft zu planen. Wir könnten uns morgen auflösen.

citymag: Es gab ja auch schon ein Solo-Album von dir.

Sullivan: Ja, ich hatte viele Ideen im Kopf und schrieb schöne und melancholische Songs. Das Album fühlt sich wie eine Zeitreise an, wie etwas Schönes in unserer Zeit der großen Hässlichkeit.

citymag: Die Tage der großen Wut sind also vorbei?

Sullivan: Wenn du älter wirst, verwandelt sich ein Teil der Wut in Melancholie. Im Gegensatz zu früher ist meine Wut jetzt mit Wissen vermischt. Wer aber denkt, sie sei völlig weg, der soll bloß mal zum Konzert kommen.

Interview: Carsten Schrader

Beitrag teilen: