Kacey Musgraves
Der US-Countrystar bricht nicht nur musikalisch mit Klischees.
Kacey, es heißt, manche Radiosender in den USA spielen deine Songs nicht. Wieso nicht, schließlich machst du astreinen Countrypop?
Kacey Musgraves: Das Radioformat ist sehr streng und ich scheine nicht in diese Formatierungen zu passen. Aber man kann den Sendern auch keinen Vorwurf machen, weil die wenigsten unabhängig entscheiden dürfen, was sie spielen. Und natürlich hoffe ich, dass die Leute, die meine Musik mögen, mich auch unabhängig vom Radio finden.
Apropos Unabhängigkeit – das ist auch ein Thema in vielen deiner Songs.
Musgraves: Ich schreibe über unterschiedliche Sachen, aber immer aus meiner persönlichen Erfahrung heraus. Über Dinge, die ich selbst erlebe oder bei anderen beobachte. Wie zum Beispiel über die Begegnung mit meinem Ehemann – unsere gemeinsame Geschichte hat viele Songs auf meinem Album „Golden Hour“ inspiriert. Aber ich wollte kein reines Liebesalbum machen.
Sondern?
Musgraves: Ich wollte auch über starke und unabhängige Frauen schreiben. Der Song „Wonder Woman“ soll Frauen ermutigen, unperfekt sein zu dürfen, mehr noch, dass sie keinen Mann an ihrer Seite brauchen, der ihnen Druck macht, perfekt sein zu müssen. Ich brauche jemanden, der mich liebt, so wie ich bin – nur so macht eine Beziehung Sinn.
In „High Horse“ entzauberst du Männer, die sich wie John Wayne gebärden und untermalst das Ganze sogar mit einem Discogroove.
Musgraves: Das ist ein lustiger Song, der mir schon beim Schreiben irre Spaß gemacht hat. Bevor ich an der neuen Platte gearbeitet habe, hatte ich eine intensive Bee-Gees-Phase. Das merkt man „High Horse“ auch an – es ist mein Disko-Western-Song.
Dann musst du dich über das Reunionrevival von ABBA ja besonders freuen.
Musgraves: Wie verrückt! Das ist wirklich eine Sensation.
Du hast „Golden Hour“ im Studio von Sheryl Crow aufgenommen – auch eine Frau, die ihren eigenen Kopf hat.
Musgraves: Sie ist eine großartige Person! Und es war sehr großzügig von ihr, uns nicht nur in ihrem Studio willkommen zu heißen, sondern auch die Pferde aus ihrem Stall zur Verfügung zu stellen. Wir sind morgens immer ausgeritten und dann erst ins Studio gegangen, um an den Songs zu arbeiten. Ein super Start in den Tag.
17. 10. Berlin
18. 10. Hamburg