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Kai Schumacher und Gisbert von Knyphausen: Schubidubert

Schubert
(Foto: Joachim Gern)

Der Pianist und der Singer/Songwriter haben Lieder aus der „Winterreise“ und dem „Schwanengesang“ neu vertont.

Kai Schumacher und Gisbert von Knyphausen spielen Schubert. Ein Pianist und ein Sänger performen gemeinsam die Lieder des vielleicht größten Liedermachers aller Zeiten: Das hat es schon oft gegeben. Aber nicht in dieser Konstellation. Denn Kai Schumacher hat ebenso viel Elektronik gemacht wie Klassik, und Gisbert von Knyphausen ist eigentlich als Songwriter bekannt. Schubert mit modernen Mitteln interpretieren, ohne dass etwas verloren geht – geht das? Im Interview erzählen die beiden von ihrer Beziehung zu klassischer Musik und erklären, was moderne Singer/Songwriter von Schubert lernen können – und warum ihre Namen sie quasi zu diesem Projekt gezwungen haben.

Kai, Gisbert, was ist eure Beziehung zur Musik von Franz Schubert?

Kai Schumacher: Ich bin ja eigentlich klassisch ausgebildeter Pianist, habe also auch im Studium schon viel Schubert gespielt, auch, weil mein Professor Schubert-Experte war. Die Idee, Schuberts Lieder mal mit einem zeitgemäßen Singer/Songwriter anzugehen, schleppe ich schon lange mit mir rum: Ich wollte sehen, was passiert, wenn sie jemand mit normaler Stimme singt, ganz intuitiv-emotional.

Gisbert zu Knyphausen: Ich hatte kaum Berührungspunkte mit Schubert. Klassik war für mich immer das, was mein Papa am Sonntagmorgen aufgelegt hat: feierlich, mit Kerzen. Eigentlich habe ich mich erst nach Kais Anfrage damit auseinandergesetzt und dann die Schönheit dieser Musik entdeckt.

War es eine Herausforderung, die Lieder neu zu vertonen?

Knyphausen: Auf jeden Fall: ungewöhnliche Melodien, herausfordernde Tonsprünge. Ich musste einige Stellen vereinfachen, denn ich bin ja kein klassisch ausgebildeter Sänger. Aber gerade das macht es ja spannend, dass ich mit meiner Art zu singen daran gehe.

War der Plan, die Lieder so auch Leuten zugänglich zu machen, die normalerweise keine Klassik hören?

Schumacher: Mich hat immer gestört, dass man bei den meisten Interpretationen nicht nur einen Sänger vor sich hat, sondern eine Art Schauspieler. Wir wollten das Kunstlied aus der Konzerthalle herausholen und in eine Kneipen- oder Salonszenerie einfügen. Denn Schubert war ein sehr geselliger Typ, hat gern getrunken und gelacht.

Was hat Schubert uns heute zu sagen?

Knyphausen: Viel Neues haben die Lieder natürlich nicht zu sagen, aber sie behandeln zeitlose Themen, die Singer/Songwriter noch immer behandeln: den Tod, Weltschmerz, die Suche nach Sinn, Liebe … Ansonsten ist es toll, diese Melodien und Harmonien in zeitgeistigerer Musik zu hören. Es gibt natürlich Singer/Songwriter, die gewagtere Harmonien erfinden, aber im Großen und Ganzen ist alles ziemlich gleich. Da kann uns Schubert vielleicht einen Weg zeigen, sich ein bisschen mehr zu trauen. (lacht)

Wann habt ihr entdeckt, dass sich die zwei Silben aus „Schubert“ in euren Namen verstecken, wie das Cover des Albums deutlich macht?

Schumacher: (lacht) Mir ist es voll früh aufgefallen. Ich hab mich aber am Anfang gar nicht getraut, es anzusprechen. Ich hatte Angst, die Leute würden denken, ich hätte Gisbert nur gefragt, weil sich das mit dem Namen so ergibt. Irgendwann habe ich es dann vor dem Designer erwähnt, der das Artwork gemacht hat, und er ist total darauf abgefahren. Da dachte ich: So scheiße ist die Idee offenbar doch nicht.

Lass irre Hunde heulen – Kai Schumacher und Gisbert zu Knyphausen spielen Franz Schubert erscheint am 10. September.

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