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Kate Tempest: Let them eat Chaos

Weil Kate Tempest schon als Alleskönnerin gilt, muss sie mit „Let them eat Chaos“ ziemlich weit ausholen, um umzuhauen.

Es ist ja alles keine Überraschung mehr: Nach und nach setzte sich Kate Tempests vor drei Jahren veröffentlichtes Debütalbum „Everybody down“ auch außerhalb der üblichen Auskennerkreise durch, und als Anfang des Jahres endlich der Roman „Worauf du dich verlassen kannst“ in deutscher Übersetzung erschien, avancierte die 30-jährige Londonerin sogar zum Feuilletonliebling. Mit ihrem zweiten Album liefert Tempest nun all das, was man von ihr erwartet: Die Songs von „Let them eat Chaos“ spielen um 4:18 Uhr in der Nacht und begleiten sieben Südlondoner Protagonisten durch eine schlaflose Nacht voller Liebesschmerz, Existenzangst und all den üblichen Psychosen. Mit nervöser Energie spuckt Tempest die Worte aus, beschleunigt zum Highspeed-Rap, um immer wieder das Tempo für Erzählpassagen und musikalische Akzentuierung zu drosseln. Grandios, wie sie die Erzählstränge zum antikapitalistischen Rundumschlag verbindet und bei Entfremdung, Nationalismus und der Ökokatastrophe ankommt – auch wenn es natürlich keine Überraschung ist, dass Tempest nicht nur die sieben Schlaflosen wecken will. Kleinere Ausweitungen ihrer Kampfzone wie etwa der Song „Perfect Coffee“, mit dem sie in einem 80er-Waveclub landet, mögen da zugunsten der ganz großen Überraschung durchaus untergehen: Alles auf diesem Album ist noch ein kleines bisschen besser, als man es eh schon erwartet hat. cs

Kate Tempest

Let them eat Chaos

Caroline/Universal

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