„KBV“: Satire auf die Krimiserien
Wartende Polizisten, wartende Gangster: in der Serie „KBV – Keine besonderen Vorkommnisse“ auf TVnow schlagen alle nur die Zeit tot.
„Castor 16/11 – Tastenklemme“: Als Carola (Annette Frier) diese Meldung aus der Zentrale per Funk an die Zivilpolizisten Gilles (Jürgen Vogel) und Samuel (Serkan Kaya) rausgibt, sind die ersten zehn Minuten der Comedyserie „KBV – Keine besonderen Vorkommnisse“ rum und – in der Tat ist nix passiert. Halt, doch! Gilles und Samuel haben sich mit einer Pennälernummer im Auto zum Honk gemacht, und Carola sowie die Auszubildende Danni (Maike Jüggendonk) mussten konsterniert mithören, weil die Polizisten die eben genannte Tastensperre drin hatten und deshalb ihre pubertären Sprüche in die Welt hinaus funkten. Hier wird Verbrechen und seine Bekämpfung zum langweiligsten Thema der Welt gemacht, die Serie ist Antiaction mit dem ganz starken Willen zur Entschleunigung.
„KBV – keine besonderen Vorkommnisse“ steht ab dem 25. Februar zum Streamen auf TVnow bereit. In der sechsteiligen Serie tun alle nur eins, sie warten: Gilles und Samuel darauf, dass in dem von ihnen observierten Lagerhaus in Hamburg eine Lieferung von Amphetaminen; im Lagerhaus selber warten die Gangster Maurizio (Dennis Moschitto) und Bernhard (Rocko Schamoni) ebenfalls auf die Lieferung und spielen „Böser Mann“ – der andere darf jeweils bewerten. Wer wartet, kann nichts tun außer reden – und das tun sie alle reichlich. Und es ist zum Fremdschämen, was hier ausgesprochen wird. Während das Intro der Serie mit seiner Großstadtattitüde und Michael-Mann-Ästhetik eine Krimiserie á la „Miami Vice“ verspricht, ist ihre „Handlung“ eine Provokation für alle die auf Action warten. Und wenn ein Polizist aus Versehen doch mal einen Gangster niederschießt, ist auch nichts passiert, denn er gibt hinterher im Funk natürlich an die Zentrale durch: „KBV“.
Lutz Heineking, jr. führte Regie, er hat unter anderem bereits die satirische Serie „Das Insitut – Oase des Scheiterns“ gedreht – gemeinsam mit Markus Sehr. Man merkt der Serie an, dass die Handlung oft nur grob vorgegeben war und die Schauspielerinnen und Schauspieler dann frei improvisieren mussten. Das Ergebnis ist durchwachsen bis erfrischend, Pointenbrüller, Rohrkrepieren und Slowburner wechseln einander ab. jw