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Der Öltanker und die Rockband: Keimzeit und das Filmorchester Babelsberg live 2025 – jetzt Tickets gewinnen

2025 stehen Keimzeit und das Deutsche Filmorchester Babelsberg wieder gemeinsam auf der Bühne. Ein Interview mit Norbert Leisegang (Keimzeit) und Klaus-Peter Beyer (Intendant, DFOB). Wir verlosen außerdem Tickets zum Konzert in Luckenwalde.
Klaus-Peter, Norbert, das Filmorchester Babelsberg und Keimzeit spielen auch dieses Jahr wieder zwei große gemeinsame Konzerte. Eure Zusammenarbeit hat allerdings schon 2010 begonnen, und vier Jahre später ist dann die gemeinsame Platte „Zusammen“ gefolgt.
Klaus-Peter Beyer: Eigentlich begann es damit, dass ich vor 18 Jahren unsere wunderbare Hauptstadt verlassen habe und mich in einer kleinen Stadt in Fläming, einem Höhenzug zwischen Potsdam und Leipzig, niedergelassen habe. In der nächst kleinen Stadt Belzig war dann eben Keimzeit beheimatet. Irgendwann kam es zu einem ersten Treffen. Zur selben Zeit hatte ich einige Kontakte in die Politik, die sich zunehmend ein Branding für Brandenburg gewünscht haben. Und so hat sich dann die bekannteste Band Brandenburgs mit dem bekanntesten Orchester Brandenburgs zusammengetan. Ursprünglich hatten wir sogar überlegt, unser Projekt „Made in Brandenburg“ zu nennen. Daraus wurde dann „Zusammen“. Was ich viel besser finden. Denn man kann über Brandenburg sagen, was man möchte, aber die Leute dort haben wirklich eine Tugend: Wenn es eng wird, hält man zusammen.
Norbert Leisegang: Bernd Wefelmeyer, lange Zeit Dirigent des Filmorchester Babelsberg, war auch eine wichtige Figur dieser Zusammenarbeit. Er hat die ersten Keimzeit-Songs überhaupt arrangiert und orchesterfähig gemacht.
Beyer: Bernd war ein bunter Hund. Der schrieb damals in der DDR die besten Crossover-Arrangements. Da lag es nur auf der Hand, ihn heranzuholen. Zumal wir alle eben schon eine Ost-Sozialisierung haben, was sich in der Musik widerspiegelt. Er konnte auf die Keimzeit-Texte besser eingehen als jetzt jemand, der aus Wanne-Eickel kommt.
Heißt konkret?
Beyer: Wenn ich das so genau wüsste, würde ich wahrscheinlich einen Friedensnobelpreis bekommen. (lacht) Natürlich könnte man jetzt die Keimzeit-Texte analysieren und womöglich sogar zu dem Entschluss kommen, dass sie völlig unpolitisch sind, dennoch sind Zungenschlag und Duktus der Ausdruck eines Lebensgefühls, das sich lokal verorten lässt. Das klingt jetzt so pathetisch, aber das ist ein Stück Heimat. Ich meine, fühlen zu können, dass einige Dinge in der Musik von Keimzeit so sind, weil sie eben aus Belzig kommen. Heimat kann eben auch etwas ganz Bodenständiges sein.
Also ist es die gemeinsame Liebe zu Brandenburg, die eure Arbeit so lange fruchtbar hält.
Leisegang: Es ist vor allem die Pünktlichkeit. (lacht) Das Orchester ist wirklich auf die Minute genau auf seinem Platz. Immer. Wir schaffen das nicht unbedingt.
Beyer: Ein Orchester ist eben wie ein Öltanker. Man kann nicht sofort auf die Bremse treten, sondern muss zehn Kilometer vorher einen Richtungswechsel antizipieren. Für mich zählt aber ein emotionales Moment, das aus diesem Lokalkolorit entspringt: Wir lachen über dieselben Dinge.
Ist man nach 15 Jahren nicht allmählich übersättigt voneinander? Also musikalisch.
Leisegang: Kürzlich habe ich mit Bernd Wefelmeyer noch ein größeres Konvolut arrangiert. Inzwischen haben wir ein komplettes Set vom Intro bis zum finalen Stück parat. Diese Sättigung hat sich über die letzten 15 Jahren erst eingestellt. Und ich bin da froh drüber. Zu Beginn waren es sechs Songs, jetzt sind es 20.
Beyer: Und aufgrund des Zuwachses an Titeln kann ich mir vorstellen, sich mit verhaltener Hast an eine zweite Veröffentlichung zu machen. Vielleicht heißt sie dann ja „Sehr zusammen“. (lacht)
Also lernt ihr auch immer noch voneinander?
Leisegang: In Sachen Rhythmus lerne ich immer noch. Ein klassisch ausgebildeter Symphoniker hat einfach eine ganz andere Auffassung von Rhythmus als ein Unterhaltungsmusiker. Zudem sind wir als Band auch manchmal immer noch viel zu laut.
Und wer muss mehr Kompromisse zugestehen? Band oder Orchester?
Beyer: Die Band. Der Stärkere muss nun mal auf den Schwächeren Rücksicht nehmen. Klingt altväterlich, ist aber so. Ein Naturinstrument wie etwa eine Geige hat nun mal eine ganz natürliche Range. Nach oben ist selten noch Luft, nach unten hingegen immer. Eine Band kann mit technischer Hilfe die Grenzen dehnen, wir können das nicht. Daher setzt das Orchester der Band natürliche Grenzen. Und ich Vollpfosten hab mir ein Orchester angetan. (lacht) Was in der Zusammenarbeit aber eben nie passieren darf, ist, dass das Orchester zur Kulisse degradiert. Hab ich auch schon alles mitgemacht. Etwa bei der Zusammenarbeit mit Woodkid.
Jetzt hattet ihr im Juni ein Konzert auf Burg Storkow, und im November steht das nächste im Stadttheater Luckenwalde an. Was kommt als Nächstes? Wie sieht die gemeinsame Zukunft aus?
Leisegang: Ehrlicherweise bin ich gar kein Zukunftstyp. Ich bin wirklich glücklich über die Jahre, die wir mit dem Orchester hatten, und freue mich auf jedes weitere Konzert.
Beyer: Ich komme noch mal zurück auf den Öltanker. Für ein Orchester braucht es schon einen Kurs. Zumal an einem Orchester ganz viel Planung, Verwaltung und Finanzierung dranhängt. Andererseits sage ich mir: Wenn eine Beziehung so lange so gut funktioniert, kommt es vielleicht bald wieder zu einem Tänzchen. Eine nachbarschaftliche Entscheidung. Ich hab eben auch zum ersten Mal gehört, dass Norbert und Bernd schon wieder so viel neues Material haben. Wieso also nicht mal wieder ins Studio? Wir haben hier mit dem Orchester immerhin ein großartiges. Und wie sagte Karl Marx: Entscheidend ist das Eigentum an den Produktionsmitteln.
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