Kid Koala im Interview zu „Creatures of the late Afternoon“
Wenn Grenzgänger Eric San alias Kid Koala an einem neuen Großprojekt bastelt, helfen manchmal nur noch Ennio Morricone und Kermit der Frosch.
Eric, dein neues Album „Creatures of the late Afternoon“ ist die Blaupause für ein Brettspiel und eine zukünftige Bühnenshow. Du scheinst die Herausforderung zu lieben.
Eric San: Vielleicht langweile ich mich auch einfach schnell. (lacht) Oft entsteht alles gleichzeitig. Obwohl mein Fokus wieder ganz klar auf Turntablism liegt, hatte ich während der Pandemie viel Zeit, um Graphic-Novel-Sketches zu zeichnen. Währenddessen entstehen bereits Soundtracks in meinem Kopf. Etwa habe ich ein Bass-spielendes Faultier gezeichnet und überlegt: Wie würde dieses Wesen Bass spielen? Und wie würde es klingen, wenn all die Figuren, die ich gezeichnet habe, zusammen Musik machen? Parallel dazu habe ich das Brettspiel entwickelt. Das Album ist gewissermaßen der Soundtrack zum Spiel und zur Bühnenshow.
Du hast bereits letztes Jahr eine Puppen- show fürs Theater inszeniert. Ist die anstehende ein Sequel?
San: Es wird zwar wieder ein Live-Puppenfilm, jedoch mit neuer Geschichte: Jetzt schließen sich mit Instrumenten bewaffnete Tiere zusammen, um ihr Habitat gegen ein großes Tech-Unternehmen und gegen den Algorithmus zu verteidigen.
Ist die thematische Nähe zum klimabedingten Artensterben ein Zufall?
San: Meine lebenslange Liebe zu Natur- und Tierdokus wird gerade wieder von meinen Töchtern neu entfacht. Doch der Ton der Dokus hat sich über die Jahrzehnte verändert: Du siehst superschöne Dinge, lernst verrücktes Zeug – und am Ende heißt es: Leider gibt es nur noch 40 Stück von denen. Sowas verfängt natürlich. Und es geht dabei nicht nur um Tiere. Auch wir könnten bald am Ende unseres Laufs angekommen sein.
Während dein Album wie eine große Spielwiese klingt, scheinen die anderen Projekte eben dies zu sein.
San: Ich liebe Dinge, die Universen miteinander verbinden und Grenzen sprengen. Wie etwa die Beastie Boys, Monty Python oder die Muppet Show: Ein Frosch, der eine Ballade übers Grünsein singt – das ist doch der Hammer. (lacht)
Der Song „Once upon a time in the northeast“ ist offensichtlich eine Reminiszenz an Ennio Morricone.
San: Ich wollte in der Bühnenshow unbedingt ein bisschen Spaghettiwestern-Vibes haben. Ich liebe die ganze Musik von Ennio Morricone, aber kenne ehrlicherweise kaum einen Film, für die er sie produziert hat. Das gleiche gilt für James Bond: Ich habe jeden Soundtrack – aber nicht einen Film.