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Kim Hoon: Acht Leben

Überall Krise: beim ehemaligen Unternehmer, der sich als Taxifahrer mehr schlecht als recht durchschlägt. Beim Firmenvorstand, den der Tod seiner Frau aus der Bahn wirft. Beim Polizisten, der in seine Heimatstadt zurückkehrt, um am Hafen die Ankunft eines Kleinkriminellen zu erwarten. Kim Hoon beschreibt in den Erzählungen von „Acht Leben“ ein Land wie unter einer Käseglocke, nichts passiert, Dinge werden hingenommen, sei es die Gnadenlosigkeit der rezessionsgeschüttelten Wirtschaft, sei es der Sex, der in verschämter Eindeutigkeit beschrieben wird: „,Licht aus?‘ ,Mir egal.‘ ,Aber wenn es hell ist, sieht man so viel.‘ ,Dann machen Sie es eben aus.‘“ Geht es noch trauriger? Zu erwarten ist jedenfalls nichts von dieser Welt des Birth-School-Work-Death, nur ein freudloses Weiterschleppen, bis zu einem wahrscheinlich schmerzhaften, dreckigen, würdelosen Tod. Der Polizist in der zentralen Geschichte „Die langen Schatten der Heimat“ jedenfalls bleibt lange in seinem trostlosen Geburtsort: Der gesuchte Verbrecher ist mit einer Fischereiflotte unterwegs, und die steckt im Sturm fest. Währenddessen besucht der Protagonist seine demente Mutter, ergibt sich den Gespenstern seiner Vergangenheit, und als der Gesuchte endlich auftaucht, lässt er ihn unvermittelt laufen. Nichtstun als höchste Form der Auflehnung gegen die Zustände. Bringt aber auch nichts: In der nächsten wird er erwischt, worauf der Polizist seinen Job verliert. Krise.

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