Kimya Dawson
Der neueste Untergrund-Trend kommt – natürlich – aus New York: Antifolk. Allen voran eroberten die Moldy Peaches mit diesem schräg-schönen LoFi-stil die Herzen von Musikpresse und Alternative-Fans. Mit „I’m sorry that sometimes I’m mean“ hat die Moldy-Peaches-Sängerin Kimya Dawson unlängst ihr Solo-Debüt veröffentlicht, das sie nun auf deutschen Bühnen vorstellt. citymag sprach mit der New Yorker Künstlerin über Folk, Ernsthaftigkeit und Hasenkostüme.
citymag: Kimya, mit den Moldy Peaches habt ihr einen neuen Trend ausgelöst. Wieso begeistern sich plötzlich so viele Kids für Folk-Musik?
Kimya Dawson: Antifolk gab es schon lange vor den Moldy Peaches. Mitte der 80er wurden in New York viele Songwriter aus den Clubs geworfen, weil sie auf der Bühne fluchten und zu laut waren. Die angestaubte Folkszene fühlte sich von diesen Musikern gestört, und sie durften nicht beim traditionellen New Yorker Folk-Festival auftreten. Seit dieser Zeit gibt es eine alternative Szene. Beim Antifolk herrscht nicht die übliche Konkurrenz. Und die Songs sind einfach ehrlicher.
citymag: Würdest du Antifolk als eigenständigen Musikstil bezeichnen oder sogar von einer Bewegung sprechen?
Dawson: Es ist eher eine Gemeinschaft als eine Bewegung. Wir sind ein sehr großer Freundeskreis und treffen uns regelmäßig zu open mikes – also Veranstaltungen, bei denen jeder auf die Bühne darf, der möchte. Da dabei alles erlaubt ist, lässt sich Antifolk auch nicht auf bestimmte Merkmale reduzieren.
citymag: Aber habt ihr nichts alle eins gemeinsam: die ironischen, häufig skurrilen und obzön-provozierenden Texte?
Dawson: Viele Songwriter meinen anscheinend, sie dürften nur todtraurige Songs schreiben. Wir jedoch haben kein Problem damit, lustig zu sein.
citymag: Deine Solo-Platte ist trotzdem wesentlich nachdenklicher und melancholischer ausgefallen.
Dawson: Die Musik und auch die Texte, die ich mit den Moldy Peaches oder solo mache, spiegeln mich als Menschen wider. Manchmal bin ich eben lusig und manchmal auch sehr nachdenklich. Man sollte jedenfalls die Moldy Peaches niemals als reine Spaß-Band missverstehen.
citymag: Auf den Gedanken könnte man allerdings kommen, wenn man euch auf der Bühne in Hasen- oder Robin-Hood-Kostümen sieht …
Dawson: Das hat ganz andere Gründe. Unser erstes Konzert gaben wir in unserem eigenen Haus, damit wir die Elektrizitätsrechnung bezahlen konnten.Um das Ganze etwas aufregender werden zu lassen, sind wir alle vorher in mein Zimmer gegangen und haben uns verkleidet. Irgendwie ist es dann dabei geblieben, bis heute.
Interview: Carsten Schrader