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Klaus Doldinger: Im Namen der Mutter

Klaus Doldinger
Klaus Doldinger (Foto: Peter Hönnemann)

Mit seinem neuen Album „Motherhood“ erinnert sich der 84-jährige Klaus Doldinger an eine ganz besondere Phase seiner Karriere.

Herr Doldinger, Sie haben Melodien komponiert, die wirklich jeder kennt. Darunter das „Tatort“-Thema und die Musik zum Film „Das Boot“. Werden Sie noch immer darauf angesprochen?

Klaus Doldinger: Natürlich! Gott sei Dank ist das so. Jetzt, wo es eine Neuauflage von „Das Boot“ gibt, wird es wieder ein paar Leute geben, die den Namen Doldinger hören. Es ist schön, so an die Herzen der Menschen zu gelangen.

Ihre neue Platte „Motherhood“ ist eine Verbeugung vor dem Sound Ihrer gleichnamigen Band aus den Sechzigern. 1969 und 1970 haben Sie zwei Alben mit Jazz, Funk, Pop und Soul aufgenommen – daran knüpft das neue Album an. Warum diese Rückbesinnung?

Doldinger: Diese Zeit mit den beiden Alben damals war für mich eine Übergangsphase. Davor hatte ich neben meiner Jazzband viel Musik für Werbespots und Trailer gemacht, danach kam die Gruppe Passport.

Woher kommt der Name „Motherhood“ überhaupt?

Doldinger: Als ich Ende der 60er-Jahre zum ersten Mal Vater geworden bin, wurde mir klar, dass die Mutterschaft ein entscheidender Punkt im Leben ist. Das hatte ich zuvor gar nicht realisiert! Wenn man Stücke komponiert und neue Musik kreiert, ist das auch eine Form von Geburt. Den Begriff „Vaterschaft“ mochte ich weniger, da musste ich an Befehlsgeber und Familienoberhäupter denken. Die Mutter ist die verbindende Person. Ihr haben wir alles zu verdanken!

Wie kam es eigentlich, dass Sie damals solche tanzbare Musik machen wollten? War das nicht unter studierten Musikern verpönt?

Doldinger: Im Gegenteil! Wir hatten damals live relativ frei gespielten Modern Jazz im Repertoire. Da haben es alle genossen, etwas anderes zu machen. Welthits noch mal anders interpretieren und neu zu arrangieren – das war eine große Herausforderung. Als Jazzmusiker hat man ja eigentlich wenig Zugang zur Popmusik, aber ich wollte mich an einigen solcher Produktionen zu versuchen und legte mir das Pseudonym Paul Nero zu.

1970 haben Sie am Schlagzeug einen gewissen Udo Lindenberg beschäftigt. Hat der in Ihrer Band schon gesungen?

Doldinger: Nein, das war das Verrückte! Kurz darauf trat er als Sänger in Erscheinung – da habe ich mich sehr gewundert. Denn bei mir hat er es vermieden. Ich bin oft zu ihm und habe ihn gefragt: „Kannste nicht mal singen heute Abend?“ Aber er hat es fast nie gemacht. Ich wollte ihn auch nicht belästigen, ich habe ihn ja immer sehr gemocht.

Interview: Jan Paersch

Motherhood erscheint am 3. April.

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