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Kopf hoch! Conor J. O’Brien von Villagers im Interview zu „That golden Time“

Conor J. O’Brien von den Villagers sitzt auf einem Stuhl
Conor J. O’Brien von den Villagers (Foto: Andrew Whitton)

Das neue Villagers-Album heißt „That golden Time“. Doch statt der guten, alten Zeit hinterherzutrauern, verklärt Conor O’Brien lieber die Zukunft.

Conor, du veröffentlichst die musikalisch vielleicht wärmste Villagers-Platte bisher. Gleichzeitig gehst du mit den Texten an sehr dunkle Orte und baust sogar ein Nietzsche-Zitat ein.

Conor O’Brien: Für mich ist das gar kein Widerspruch. Nichts ist nihilistischer als generische Popmusik, die vorgibt, positiv und optimistisch zu sein – und diese Haltung speist sich einzig und allein aus dem Wunsch, möglichst viel Geld zu verdienen. Ich finde die Platte sehr verletzlich, und vielleicht braucht es einfach auch das Anschmiegsame und Liebevolle, wenn es um Fragen der Identität im Internetzeitalter geht.

Hat es diese Zeit denn gegeben, in der alles besser war?

O’Brien: Ich bin nicht sonderlich nostalgisch, vielleicht verkläre ich sogar eher mit Blick auf einen Zeitpunkt in der Zukunft. Wir stehen am Anfang eines Zeitalters, in dem immense Gefahren auf uns zukommen, und wir kommen aus diesem aggressiven Blockdenken nicht raus, wenn kulturelle Festlegungen als universelle Wahrheiten verkauft werden. Musik kann ein Ort sein, der extremistisches Denken überwindet, indem sie nach Schönheit in den Zwischenräumen sucht. Dafür müssen wir aber in die Gegenwart zurück und dürfen unsere Köpfe nicht ständig über Bildschirme beugen. Erst gestern war ich bei einem Konzert von The Smile. Allerdings habe ich nichts gesehen und war ständig abgelenkt, weil die Leute vor mir ihre Mobiltelefone in die Luft gehalten haben, um den Gig von Anfang bis Ende zu filmen.

Auch mit dir selbst gehst du sehr hart ins Gericht, wenn du etwa in „I want what I don’t need“ auf eine sehr lustige Art beschreibst, wie du dein Ego fütterst und dich vom kommerziellen Denken verführen lässt. Der letzte Song auf dem Album heißt gar „Money on the Mind“.

O’Brien: Aber das Stück endet mit dieser Zeile: „My money’s on the mind, truth be told.“ Die habe ich meinem Freund Rhob Cunningham zu verdanken. Wir hatten uns getroffen, um uns gegenseitig unsere neuesten Songs vorzuspielen. Ich wusste, dass ich die Aussage ins Gegenteil kippen lassen wollte. Deswegen gab es da ganz am Ende noch eine Leerstelle. Und dann war es Rhob, der die Hoffnung für mich ausbuchstabiert hat.

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