„Lady in the Lake“: Eine Tote redet um ihr Leben
Natalie Portman und Moses Ingram brillieren in der Serie „Lady in the Lake“ auf Apple TV+. Der Siebenteiler ist eine mehr als nur gelungene Mischung aus Dramaserie und spannendem Thriller.
Natalie Portman („Jackie“, „May December“) spielt die Hauptrolle der Hausfrau Maddie Schwartz in der Serie „Lady in the Lake“, die jetzt auf Apple TV+ gestreamt werden kann. Aufbegehren gegen Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Gewalt, Politik und organisiertes Verbrechen sind zentrale Elemente der Serie, und eine gehörige Portion an Geheimnissen kommen bei der Heldin noch dazu.
Doch Halt, Maddie Schwartz ist absolut nicht die alleinige Heldin der Serie „Lady in the Lake“, wird die Geschichte doch von der Schwarzen Cleo Sherwood (Moses Ingram, „Kenobi“, „Das Damengambit“) erzählt, und was sie sagt, hat es in sich: Sie erzählt die Geschichte als Tote, als „Lady in the Lake“. Und sie besteht darauf, dass Maddie Schwartz ihre Emanzipation von der Rolle der Hausfrau auf ihre – Cleos – Kosten vorantreibt, denn Maddie wird später in der Handlung Cleos Tod beruflich zu nutzen versuchen.
Als die jüdische Hausfrau Maddie Schwartz Mitte der 1960er ihren Mann im reichen Vorort Pikesville verlässt und in einen runtergekommenen Stadtteil Baltimores zieht, wurde gerade ein 11jährges jüdisches Mädchen ermordet. Gemeinsam mit der Tochter ihres neuen Vermieters findet sie den Leichnam und recherchiert in diesem Fall eigenmächtig weiter, um einen Job als Journalistin zu kriegen: In den sexistischen 1960ern keine einfache Aufgabe.
Die Schwarze Cleo Sherwood (Moses Ingram) hat im rassistischen Baltimore ganz andere Probleme. Sie hält sich mit mehreren Jobs über Wasser, darunter nicht nur legale, was ihr noch zum Verhängnis werden soll, nachdem sie als Fahrerin bei einem gescheiterten Mordversuch eingesetzt wurde. Regisseurin Alma Har'el kommt vom Musikfilm, was man dieser mit viel Musik unterlegten und sinnlich gedrehten Thrillerserie sofort ansieht – vor allem für Cleo ist das Tanzen in einem Liveclub verzweifelter Ausdruck des Begehrens von Freiheit und Glück.
„Lady in the Lake“ ist in allen Belangen – von der Filmästhetik über die Einbindung der damlaligen politischen Lage bis hin zu den geschickt eingesetzten Thrillerelementen und passgenauen Twists – eine mehr als nur gelungene Verfilmung des gleichnamigen Romans von Laura Lippman. Die Ehefrau von David Simon, einem weiteren Baltimore-Experten und TV-Produzenten („The Wire“, „We own this City“), war auch am Drehbuch der vom Aufbegehren der Frauen gegen Politik und Verbrechen handelnden Serie beteiligt. Vor allem aber geht die Serie der Frage nach, ob Opfer nicht immer auch Täter sind oder zumindest werden, wenn sie sich des Opferstatus‘ entledigien wollen.