Im Hier und Jazz: Laufey im Interview
Die Isländerin Laufey singt Jazz wie in der guten alten Zeit. Doch wie schafft sie es nur, damit regelmäßig Spotify-Rekorde zu brechen?
Laufey über „Bewitched“: „Ich habe nie ein Problem mit Pop gehabt“
Laufey, nach einem sehr erfolgreichen Vorgänger ist „Bewitched“ dein zweites Album. Was war dieses Mal anders?
Laufey Lín Jónsdóttir: Für das zweite Album wollte ich etwas Reiferes machen, aber trotzdem meinem Stil treu bleiben. Auf „Everything I know about Love“ waren alle Songs, die ich bis dahin geschrieben hatte. Dieses Mal habe ich mir selbst die Aufgabe gestellt, ein Album von Grund auf zu schreiben – wovon ich gar nicht wusste, ob ich es schaffen würde. Zum Glück habe ich es geschafft! (lacht)
Sind die Songs auf „Bewitched“ deshalb näher beieinander?
Jónsdóttir: Klar, sie sind alle zwischen Dezember und Februar entstanden. Ich wusste schon im Voraus, dass ich das Album „Bewitched“ nennen würde und welche Ideen ich behandeln wollte. Ich sehe es fast als ein Buch oder Musical: Es geht viel um Magie, um Zaubersprüche und Formeln, aber alles als Metapher für das Gefühl, sich zu verlieben.
Du möchtest Jazz mit deiner Musik einem jüngeren Publikum näherbringen. Was hat klassischer Jazz zu bieten, das Pop oder R’n’B abgeht?
Jónsdóttir: Ich habe nie ein Problem mit Pop gehabt, aber ich liebe einfach die zeitlose Aura des Jazz. Er kann dich an einen anderen Ort, in eine andere Zeit mitnehmen. Melodisch und harmonisch ist Jazz total interessant, und viele Elemente sind in Pop, HipHop und R’n’B versteckt. Aber ich will auch die Quellen sichtbar machen. Ich habe schon immer geglaubt, dass es Platz für Jazz in der Gen Z gibt – er ist den jungen Leuten nur nicht richtig vorgestellt worden.
Was tust du, um ihnen Jazz schmackhaft zu machen?
Jónsdóttir: Junge Menschen interessieren sich nicht wirklich für Genres. Sie wollen sich verbunden fühlen: nicht nur der Musik und den Texten, sondern auch der Person, die singt. Die Künstler:innen, die heute sehr erfolgreich sind, sind nicht nur Sänger:innen, sondern auch Songwriter:innen, Models, Schauspieler:innen. Um heutzutage ernst genommen zu werden, musst du schreiben, deine eigenen Geschichten erzählen. Für mich war die Methode, Jazz zu modernisieren, meine Songs selbst zu schreiben.
Kann es nicht auch anstrengend sein, auf so vielen Ebenen verfügbar sein zu müssen?
Jónsdóttir: Absolut! Zugänglichkeit wird heutzutage von Künstler:innen auf eine Weise verlangt, die es früher nicht gegeben hat – vor allem am Anfang einer Karriere. In den Sozialen Medien zeigst du dein Leben und deine Musik, alles ist irgendwie Teil derselben Sache. Zugleich hat das aber auch viele positive Aspekte: Es ist nicht länger eine Firma oder ein Manager, die eine Künstler:in sozusagen aus dem Nichts erschaffen und lenken können. Ich selbst habe die Kontrolle: Meine Musik gehört mir, ich kann mich bewegen, wie ich will. Ich habe eine Stimme.
Foto: Gemma Warren