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Licht ins Dunkel

Magdalena Ganter

Mit Chanson Noir etabliert Magdalena Ganter einen ganz und gar eigenen Sound. Doch für ihre optimistischen Botschaften muss sie mitunter einen weiten Weg zurücklegen.

Magdalena, nachdem du mit Mockemalör drei Alben aufgenommen hast, veröffentlichst du jetzt ein sehr persönliches Solodebüt. Siehst du dich als Sängerin von Mockemalör eher als eine Kunstfigur?

Magdalena Ganter: Eigentlich nicht, aber es ist sehr viel mehr eine Inszenierung. Als wir mit Cäthe auf Tour waren, hat es ihr Gitarrist mal so formuliert: Das ist ein sehr kunstvolles Korsett, in dem du da steckst. Irgendwie finde ich das ganz passend. Die Musik ist ja sehr komplex, und live arbeiten wir sehr viel mit Synthesizern. Dadurch gibt es eine stark festgelegte Dramaturgie, die wenig Spiel für Improvisation lässt. Dazu kommen auch noch Bühnenbild und Kostüme. Mein Soloprojekt ist direkter, was auch damit zusammenhängt, dass ich die ersten Auftritte ja in kleineren Räumen gespielt habe. Ich bin freier.

Hast du auch das Texteschreiben als eine Befreiung erlebt?

Ganter: Als eine Befreiung, aber gleichzeitig auch als eine große Verantwortung. Ich kann mich hinter niemanden mehr verstecken. Alles, was ich raushaue, trägt meinen Namen. Bei Mockemalör kamen die Texte auch zu vielleicht 90 Prozent aus meiner Feder, aber sie wurden immer noch von den anderen beiden abgesegnet.

Bereits seit 2018 spielst du auch Solokonzerte, und wenn man jetzt deine Platte hört, bist du mit Elementen aus Jazz, Varieté, Pop, Indie und natürlich Chanson bei einem sehr eigenen Sound angekommen, der auch von deiner Vergangenheit als Tänzerin und Schauspielerin profitiert.

Ganter: Tatsächlich fühlt es sich ein bisschen so an, als würde sich ein Kreis schließen. Bei Mockemalör haben wir einen Soundtechniker und sind mit einem Tourbus voller Equipment unterwegs. Mit diesen ganzen elektronischen Momenten haben wir einen viel moderneren Sound. Eigentlich entspricht mir das recht wenig. Ich glaube, ich war damals in meiner Klasse die letzte, die sich ein Handy zugelegt hat. (lacht) Social Media bietet viele Vorteile, aber all das ist für mich auch ein Kampf. Ich bin da immer viel langsamer, als unsere Zeit das eigentlich gebietet. Das spiegelt sich jetzt auch in meinem Soloalbum wieder: Nur mit akustischen Instrumenten aufgenommen, hat es diesen gewissen Retrotouch.

Du bezeichnest deine Musik als Chanson Noir, und auch das Album nennst du „Neo Noir“. Warum diese dunkle Einfärbung, wo es doch ein extrem optimistisches Album ist, auf dem es um Aufbruch, Neuanfänge, das Auf-sich-selbst-Hören und das Abstreifen einengender Zuschreibungen geht? Die Single „Neue Ufer“ ist beispielsweise eine extrem aufbauende Mutmacher-Hymne.

Ganter: Die Lieder sind eigentlich durch die Bank in Momenten entstanden, die eher düster waren. „Neue Ufer“ habe ich etwa für einen lieben Menschen geschrieben, dem ich etwas mitgeben wollte. Ursprünglich war das kein gutes Gefühl. Ich bin schon eine grandiose Optimistin, aber ich habe auch immer Phasen, in denen ich stark kämpfe. Die Schattenseiten sind der Ausgangspunkt. Es ist ja nie alles gut, und je älter ich werde, desto besser verstehe ich das. Aber genau diese Widerstände sind auch eine Chance, um Dinge zu verändern.

„Neo Noir“, Magdalena Ganters Solodebüt, erscheint diesen Freitag, am 26. 2.

Am 07.3.21 um 20:15 wird Magdalena Ganter in großer Bandbesetzung ihre Record Release Show spielen. Fans können kostenlos per Livestream aus der der ufaFabrik Berlin dabei sein und im Anschluss gern auch spenden. Mehr Infos dazu hier.

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