„Life“ – britische Serie auf Arte: Wenn Leben einfach passiert
Die britische Serie „Life“ porträtiert vier Parteien eines Mehrfamilienhauses und erzählt dabei bewegende Geschichten – ab sofort in der Arte-Mediathek.
„Ich habe heute entdeckt, dass das Leben einfach passiert, es kommt an, und man muss einfach damit umgehen.“ Diesen Rat gibt die 70-jährige Gail (Alison Steadman) dem gerade werdenden Vater Andy (Calvin Demba) mit auf den Weg. Andy ist eine der vielen Figuren der britischen Serie Life (ab sofort in der Arte-Mediathek), die irgendwie versucht, den alltäglichen Wahnsinn zu meistern, und dabei an seine Grenzen gerät. Die charmante sechsteilige Tragikomödie spielt in einem Mehrfamilienhaus, in dem sich die Parteien mehr oder weniger kennen. Man weiß voneinander, aber so richtig Kontakt aufnehmen will man dann doch nicht. Im Fokus stehen Gail, Hannah (Melissa Johns), David (Adrian Lester) und Belle (Victoria Hamilton).
„Life“: britische Serie ab sofort in der Arte-Mediathek
Hannah ist hochschwanger und lebt zusammen mit ihrem bemühten Freund Liam (Joshua James). Beide haben sich bereits intensiv mit ihrer baldigen Elternschaft auseinandergesetzt, doch da ist noch ein Haken: Liam ist nicht der Vater – und er weiß es. Hannah hatte vor neun Monaten einen One-Night-Stand mit Andy und ist daraufhin schwanger geworden. Trotz der Beziehung zu Liam hat sie keinesfalls vor, Andy das Kind zu verheimlichen. Ihr Traum: ein glückliches Dreiergespann – mit Baby dazwischen.
Gail ist gerade 70 geworden. Sie ist schon seit Ewigkeiten mit Henry (Peter Davidson) verheiratet und soweit ganz zufrieden mit ihrem bürgerlichen Leben. Doch als sie eine alte Schulfreundin auf der Straße trifft, wird ihr klar, was sie die letzten Jahrzehnte alles verpasst hat: Sie fühlt sich in der Ehe eingesperrt. Wurde sie jahrelang von Henry unterdrückt? Sie beschließt, ein neues Kapitel zu beginnen, doch plötzlich kommt Henry ihr mit einer schrecklichen Nachricht dazwischen.
David arbeitet als Dozent und trauert seiner kürzlich verstorbenen Frau Kelly (Rachael Stirling) nach. Sie erscheint ihm regelmäßig, sie unterhalten sich, er bucht Urlaub für zwei. Doch eines Tages taucht eine junge Frau auf, die ihm den Kopf verdreht, ihn küsst und zu allem Überfluss auch noch seine Studentin ist.
Belle ist geschieden, arbeitslos und greift gerne zum Alkohol. Als wäre das alles nicht schon genug, hat sie eine psychisch kranke Schwester Ruth, die eines Tages versucht, sich die Pulsadern aufzuschlitzen, woraufhin ihre Teenager-Tochter Maya (Erin Kellyman) zu Belle ziehen muss.
„Die Beobachtung eines einzelnen Lebewesens lässt Rückschlüsse auf das (gemeinschaftliche) Leben der ganzen Spezies zu“
Life zoomt in die Leben dieser vier Menschen, die alle unter dem selben Dach wohnen, sich nicht wirklich nahe stehen, und deren Leben sich schließlich dann doch überkreuzen. Die Zuschauer:innen begleiten sie bei ihre großen Krisen und kleinen Triumphen. Die Serie schafft es somit, sehr unaufgeregt die großen Fragen des Lebens zu touchieren: Was bedeutet Liebe? Ist es okay, sich neu zu verlieben? Was bedeutet es, ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Was bedeutet es, in einer Gemeinschaft oder Beziehung zu leben? Dem Serienschöpfer Mike Bartlett ist es gelungen, alltägliche Beobachtungen zu einem großen Ganzen zusammenzusetzen, das mal sehr lustig und dann wieder sehr traurig ist – wie das echte Leben halt. Bartlett formuliert es etwas hochtrabender: „Die Beobachtung eines einzelnen Lebewesens lässt Rückschlüsse auf das (gemeinschaftliche) Leben der ganzen Spezies zu.“
Der Serie gelingt es zudem, viele gegenwärtige Themen unterzubringen, ohne sich zu übernehmen oder der inhaltlichen Tiefe nicht gerecht werden zu können. So spielen patriarchale Unterdrückungsmechanismen genauso eine Rolle wie Vereinzelung, strukturelle Zwänge, mentale Gesundheit und moderne Familienkonstellationen.