LINA im Interview zu „24/1“: Sie kann auch anders
LINA ist erwachsen geworden. Doch noch immer hofft sie, dass irgendwer auf sie wartet – mit einem Kakao.
Lina, auf deinem neuen Album sprichst du in Songs wie „Kakao“ sehr offen über Unsicherheiten und das Gefühl, nicht richtig dazuzugehören.
Lina: Es ist ein tiefes, inneres Bedürfnis von uns allen, dazuzugehören. Gerade in Phasen, wo man sich auf neues Terrain begibt, etwa in der Schule oder im Job. Wenn man andere und auch sich neu kennenlernt, kann man schnell das Gefühl haben, nicht wie die anderen zu sein. Ich habe dieses Gefühl jahrelang mit mir rumgeschleppt und nicht wirklich daran gearbeitet oder darüber geredet. Eigentlich würde man sich einfach nur gerne daheim auf die Couch setzen, einen Kakao trinken und ankommen.
Ich fürchte, diese Sehnsucht wird man auch später im Leben noch häufiger haben.
Ich würde sogar sagen, mir geht es jetzt noch mehr so als damals. Und langsam beginne ich mich zu fragen: Ist das noch so, wenn ich 35 bin? Mit 15 dachte ich, wenn ich Mitte 20 bin, dann weiß ich alles. Dann weiß ich, wer ich bin, habe meine Truppe und weiß, wo ich dazugehöre. Jetzt bin ich in diesem Alter und fühle mich noch ganz genauso. Nur habe ich das Gefühl, ich muss gewisse Dinge in die Hand nehmen und lernen, damit umzugehen – damit ich mir mit 35 vielleicht die gleichen Fragen stelle, aber es etwas leichter nehmen kann. Das finde ich schön an dem Album. Es wird viel in Rückblicken erzählt. Man trägt das ja mit sich rum, was einem früher passiert ist und wie man sich damals gefühlt hat.
Kostet es dich viel Mut, so offen in deiner Musik zu sein?
Es ist immer schwierig gewisse Teile von sich zu offenbaren, auch im Studio vor anderen über seine tieferen Gedanken zu sprechen. Darin bin ich auch nicht mega gut, deswegen habe ich oft einfach aufgeschrieben, was mir durch den Kopf geht. Das ganze Album ist relativ mutig, weil es so pur ist.
In „Leere Zimmer“ geht es darum, dass Geld und Materielles allein nicht glücklich machen. Was braucht es dazu denn für dich persönlich?
Ich finde das Wort „Selbstliebe“ sehr hoch angesetzt. Eher sollte man von Selbstakzeptanz sprechen. Denn ich glaube, dass es viel darum geht, mit sich selbst zufrieden zu sein. Einfach zu sagen: Ich habe diesen Weg eingeschlagen und mich für diese Sachen entschieden. Ich kann nicht alles bereuen und immer alles anzweifeln. Das ist super schwierig, aber auch der Grund, warum materielle Dinge nicht langfristig glücklich machen. Du kannst die hübscheste Wohnung haben, aber wenn darin etwas wie bei „Leere Zimmer“ nicht stimmt, dann ist es einfach nur eine Wohnung. Es kommt auf die Mitmenschen und Beziehungen an – und eben auch auf die Beziehung zu sich selbst.