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Long Tall Jefferson: Cloud Folk

Long Tall Jefferson Cloud Folk

Um der Larmoyanz zu entkommen, hat sich Long Tall Jefferson ein neues Genre ausgedacht: „Cloud Folk“. Dabei setzt er auf Nuancen und Sensibilität.

Gelangweilt von all den jungen Männern, die sich am liebsten mit sich selbst beschäftigen, dabei aber letztlich doch nur die überstrapazierten Folk-Schablonen reproduzieren? Simon Borer geht es ähnlich – und das ausgerechnet, nachdem er sich mit zwei Alben als Long Tall Jefferson eine respektable Reputation in ebenjenem Genre erspielt hat. Um der Larmoyanz, dem Authentizitätsgehubere und der plakativen Innerlichkeit zu entkommen, hat sich Borer einfach mal ein neues Genre ausgedacht: Cloud Folk. Klingt zunächst platt und hätte auch peinlich enden können – wenn er denn die Innovationen ausgestellt und sich selbst als großen Sounderneuerer inszeniert hätte.

Doch Borer setzt bei Nuancen der eigenen Kompositionen an und arbeitet etwa Beats, Hall, Autotune und Synthie-Geplucker mit großer Sensibilität ein. Songs wie das Coming-of-Age-Drama „Wild Imagination“ oder „Everything is wrong“ bekommen so eine Tiefenstruktur, die über die doch recht gewöhnlichen Lyrics hinausweist. Und wenn Long Tall Jefferson selbst ein „Christmas Song“ ohne größere Peinlichkeit gelingt, hat er wohl eine zeitgemäße Form gefunden, um das Innere nach außen zu kehren.

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