Lunik
Cooler Pop aus den Alpen: Lunik widerlegen den Ruf der Schweiz als musikalisches Entwicklungsland. Im Gespräch mit citymag verrät Sängerin Jäel, warum sie trotzdem nicht auf Schwytzerdütsch singen will.
citymag: Jäel, warum werden Schweizer Musiker in Resteuropa eher belächelt?
Jäel: Die meisten kennen vermutlich nur DJ Bobo, und der zeugt ja nun nicht gerade von großer musikalischer Qualiät. Dazu kommt, dass sehr viele Schweizer das Gefühl haben, sie müssten hobbymäßig Musik machen. Ich glaube, jeder vierte, fünfte Schweizer, den ich kenne, hat ein Pseudo-Home-Studio zu Hause. Leider haben die dann auch das Gefühl, sie müssten Demos aufnehmen und in die Welt rausschicken.
citymag: Auf dem Cover eurer CD „Weather“ versteckt ihr eure Herkunft trotzdem nicht gerade.
Jäel: Und zwar sehr bewusst. Auf unseren ersten Platten haben wir sehr stark die großen britischen TripHop-Bands bestaunt. Wir waren beeindruckt vom ewigen Posieren in irgendwelchen Garagen, von Bildern mit Grünstich, auf denen man so schön krank aussieht. Inzwischen wissen wir, dass wir niemals so cool wie diese Briten sein werden. Wir sind eben Landeier aus der Schweiz. Warum sollen wir eine schlechte Kopie sein, wenn wir auch ein gutes Original sein können? Jetzt stellen uns auf dem Cover vor die Berge.
citymag: Aber warum singt ihr weiter englische Texte?
Jäel: In der Schweiz haben wir seit einiger Zeit einen wahnsinnigen Mundart-Boom. Wenn man hier wirklich erfolgreich Musik machen will, muss man eigentlich auf Schwyzerdütsch singen. Für die Schweiz selbst ist das ganz lustig – aber international kann man damit natürlich nicht landen.
citymag: Ihr lebt in Bern. Muss man als angesagte Schweizer Band nicht nach Zürich ziehen?
Jäel: Zürich ist die Schweizer Großstadt, in der alles stattfindet: Da sind die Plattenfirmen, wichtige Managements, die Journalisten. Ich wohne aber gern in Bern – eben weil diese Geschäftshektik fehlt. Die Stadt fühlt sich eher gemütlich an, der Underground ist wichtig, alle Musiker kennen und helfen sich gegenseitig. Die cooleren Bands kommen sowieso alle aus Bern.
Interview: Carsten Schrader