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Madness: Alte Säcke, die auf und ab hüpfen

Madness
Madness (Foto: Perou)

Seit 1976 sorgt das Londoner Kollektiv Madness um Frontmann Graham „Suggs“ McPherson mit Reggae-Ska-Pop für beste Laune. Aber verzweifeln kann man ja trotzdem.

Suggs, einen besseren Bandnamen als Madness könnte man sich dieser Tage kaum vorstellen, was?

Suggs: Köstlich, dein Humor ist genau mein Geschmack. Und du hast vollkommen recht, die Welt gerät jeden Tag ein bisschen mehr aus den Fugen, alle drehen durch, Politiker benehmen sich wie die Kinder, und das Volk ist ehrlich gesagt auch nicht besser. Es ist wirklich, wirklich verrückt.

Ist es schwer, Optimist zu bleiben?

Suggs: Was habe ich für eine Wahl? Ich habe zwei erwachsene Töchter und drei alles andere als erwachsene Enkelkinder. Soll ich denen sagen: Opa glaubt, die Welt geht unter? Wir haben auch eine gewissen Verantwortung, denn meine Generation trägt die Hauptschuld an der Misere, in der wir uns befinden.

Wie alt sind deine Enkelkinder?

Suggs: Eins ist acht Monate, und die Zwillinge, ein Mädchen und ein Junge, sind fünf Jahre alt. Die sind supergoldig. Immer wollen sie „Our House“ hören, meine Tochter dreht schon durch. Wenn sie Auto fahren, und im Radio läuft zum Beispiel Ed Sheeran, dann rufen sie: Da singt Opa. Sie haben jetzt verstanden, dass ich Sänger bin, und denken, alle Lieder sind von mir. Ich wünschte, sie hätten recht. (lacht)

Wie viele Madness-Songs ist „Our House“ aber auch wirklich sehr melodisch und kinderfreundlich.

Suggs: Total. Zu unseren Konzerten kommen inzwischen vier Generationen. Es ist immer lustig, die alten Säcke im Publikum auf und ab hüpfen zu sehen. So lange meine Knie noch mitmachen, tue ich es ihnen auf der Bühne gleich.

Das wehmütige „In my Street“ vom neuen Album klingt wie ein Abschied.

Suggs: Es ist auch einer – von meiner alten Nachbarschaft in Islington. Ich habe 40 Jahre dort gelebt, nun aber sind meine Frau und ich weiter nach Osten gezogen. Um näher bei den Kindern zu sein, die sich keine Wohnungen im Londoner Zentrum leisten können, leben wir jetzt in der Peripherie.

Auch nicht schön.

Suggs: Nein. London gehört heute nicht mehr den Menschen, sondern den Investoren. Nur, was tun die, wenn sich keiner mehr eine Bleibe leisten kann? Ich glaube, der Dschungel wird sich London irgendwann einverleiben und in eine Ruinenstadt wie Machu Picchu verwandeln.

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