„Magic, alive!“ von McKinley Dixon: Die Zaubertricks eines Rappers

Abrakadabra! McKinley Dixon rappt über die Licht- und Schattenseiten der Magie – und performt auch selbst ein paar Zaubertricks.
Gut möglich, dass McKinley Dixon tatsächlich eine latente magische Begabung hat. Dafür sprechen zumindest Anekdoten wie die folgende: Als sein neues Album „Magic, alive!“ bereits so gut wie fertig war, ist er in einem Buchladen über eine Ausgabe von „Grants Annual of Magic“ gestolpert. In dem fast 100 Jahre alten Buch hat der Zauberkünstler U.F. Grant versucht, die gängigsten Tricks zu erklären und der Masse zugänglich zu machen. Zufall oder Schicksal? Auf jeden Fall bedeutsam, wie Dixon entschied – und das Buch sich zu Hause ins Regal gestellt hat.
„Magic, alive!“ von McKinley Dixon: Out now!
Mit Zauberbüchern kennt sich der Rapper und Musiker aus, immerhin war sein letztes Album „Beloved! Paradise! Jazz!?“ (2023) nach gleich drei Romanen von Toni Morrison betitelt. Mit „Magic, alive!“ schließt Dixon thematisch daran und an „For my Mama and anyone who look like her“ von 2021 an: Wieder steht der Tod eines Kindheitsfreunds im Zentrum, nur wird er dieses Mal expliziter aus kindlicher Perspektive thematisiert. „Ich glaube daran, dass der Weg zum ewigen Leben darin liegt, Sachen zu schreiben, die Kindern gewidmet sind“, sagt Dixon.
Aber Magie ist nicht ohne Risiken. „How we raise him from the ground?“, fragen sich die Kinder am Anfang von „Sugar Water“, doch es dauert nicht lange, bevor der wieder zum Leben erweckte Freund ihnen Angst macht: „Was happy when I seen him, his dance a beautiful sight/Now I take a step back, seen him in a different light.“ Statt übernatürlicher Rituale stellt sich im Laufe des Albums die Alltagsmagie als die wahre Retterin heraus: Familie, Gemeinschaft, Solidarität. In „All the loved Ones“ fragen sich Dixon und seine Gastrapper Pink Siifu und ICECOLDBISHOP, wo sie ohne ihre Eltern oder Freund:innen wären, während in „We’re outside, rejoice!“ die Titelzeile von einem kleinen Chor in ein Mantra verwandelt wird.
Ein sprechendes Poster
Auch musikalisch ist McKinley Dixon ein Zaubertrick gelungen: Die Songs fließen ineinander, werden von Streichern, Flöten, Posaunen, Harfen und Metalgitarren umspielt. Alles klingt so lebendig und organisch, als wäre es spontan und live entstanden, doch der Schein trügt. Tatsächlich war es eine E-Mail des englischen Produzenten Sam Yamaha, die „Magic, alive!“ den entscheidenden Impuls gegeben hat. Denn Yamaha, selbst von Dixon inspiriert, hat ihm eine ganze Reihe von Beats zur Verfügung gestellt, die zusammen mit Tracks von Dixons langjährigem Weggefährten Koff das Gerüst des Albums ausmachen – nur eben so gut maskiert, dass von Sampling oder programmierten Drums nichts mehr zu merken ist.
Im Schlusstrack „Could’ve been different“ schaut Dixon während einer Schaffenskrise zu einem Poster an seiner Wand und fragt es um Rat. Der Künstler auf dem Poster stellt sich als der Rapper Blu heraus, der das letzte Wort des Albums hat: „McKinley, you showed me/The importance of self-belief/Be love, be jazz/You don’t gotta be me“. Natürlich ist es eher unwahrscheinlich, dass McKinley Dixon wirklich ein sprechendes Poster zu Hause hat – aber ganz unmöglich scheint es am Ende dieses Albums nicht.