Mission Klassiker: Marc Broussard im Interview zu „Time as a Thief“
Ist die Mission von Bayou-Soul-Sänger Marc Broussard sonst eine christliche, will er es auf „Time as a Thief“ mit Al Green aufnehmen.
Marc, „Fire“, der erste Song auf deinem neuen Album „Time as a Thief“, klingt so, als hätte es ihn schon immer gegeben. Aber die Nummer ist neu, oder?
Marc Broussard: Ja, das ist sie. Ich habe das komplette Album in einer wilden, geradezu manischen Woche im März 2020 geschrieben. Die Coronapandemie hatte alles plötzlich fest im Griff, die Unsicherheit war immens, ob ich je wieder meinen Lebensunterhalt würde verdienen können. So habe ich getan, was ich konnte. Ich habe meinen Kumpel und Co-Komponisten Eric Krasno angerufen, und wir haben geschrieben, geschrieben, geschrieben. Er in Los Angeles, ich daheim in Carencro, Louisiana. Nach einer Woche des kreativen Wirbelwinds hat die Platte gestanden. Bei „Fire“ hatten wir uns allerdings noch etwas Besonderes überlegt.
Was denn?
Broussard: Wir wollten ein Lied schreiben, das es mit „Take me to the River“ von Al Green aufnehmen kann. Das versuche ich schon seit Jahren, aber es gibt eben auch einen Grund, warum die großen Klassiker die großen Klassiker sind: Es ist verdammt schwer, einen Klassiker zu komponieren. „Fire“ sollte ein Song werden, zu dem meine Frau gar nicht anders kann, als zu tanzen. Das Ziel ist erreicht, bei uns im Wohnzimmer hat es schon ein paar Mal funktioniert.
Sind auch die Liebeslieder wie „You deserve more“ oder „Give you the World“ an deine Frau gerichtet?
Broussard: Ich habe in meinem Leben vielleicht hundert Songs über die Liebe geschrieben – und alle handeln von meiner Frau. Ich bin mit Sonya seit 25 Jahren zusammen, seit der Highschool sind wir ein Paar. Wir haben zwei Söhne und zwei Töchter. Als Familie stehen wir uns sehr nah, gerade übrigens renovieren wir alle zusammen unser Haus. Auch meine Mutter und mein Vater helfen mit, die Terrasse zu erweitern und das Badezimmer neu zu machen.
Dein Vater Ted ist auch ein guter Gitarrist. Hast du die Liebe zur Musik von ihm?
Broussard: Die Musik hat mich ausgesucht, dagegen konnte und wollte ich gar nichts tun. Mein Vater hat berufsbedingt 40 Jahre Erfahrung auf Baustellen, von ihm habe ich mein praktisches Geschick. Es macht mir immer noch viel Freude, mit ihm zusammen auf dem Bau zu schuften. Wir haben unser Familienheim in derselben Straße gebaut, in der ich aufgewachsen bin, schräg gegenüber von meinem Elternhaus.
Du lebst demnach immer noch in Carencro, Louisiana, jenem Ort, nach dem du dein Debütalbum benannt hast?
Broussard: Ja, ich gehe hier auch nicht weg. Wir haben ein tolles Miteinander, das Essen ist wunderbar, und die Musik absolut großartig.
Du nimmst neben deiner regulären Alben immer wieder Coversammlungen unter dem Titel „S.O.S.“ auf, zuletzt kam 2023 „S.O.S. 4: Blues for the Soul“. Warum tust du das?
Broussard: Weil alle Erlöse an gute Zwecke gehen. Mir ist es wichtig, Gutes zu tun. Ich bin christlich erzogen worden. Von Menschen, die sagen, man solle sich um diejenigen kümmern, die sich nicht selbst um sich kümmern können. Die „S.O.S.“-Platten sind meine persönliche Umsetzung dieser Mission.