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Marc-Uwe Kling: Das letzte Interview!

Marc-Uwe Kling
Marc-Uwe Kling (Foto: Ramon Kramer)

„Die Känguru-Chroniken“ laufen im Kino, und Marc-Uwe Kling gibt keine Interviews. Doch das war nicht immer so, im September 2011 sprach kulturnews das letzte Mal mit dem WG-Genossen des kommunistischen Kängurus.

Marc-Uwe, das neue Programm in 3-D, die Texte in Buchform, die Songs mit Band eingespielt auf CD: Wann kommt dein erster Auftritt in „Neues aus der Anstalt“ oder im „Satire Gipfel“?

Marc-Uwe Kling: Das musst du nicht mich, das musst du die Redaktionen da fragen.

Wo fändest du dich denn gut aufgehoben?

Kling: Auf der Bühne. Im Theater.

Welche komischen Formate im Fernsehen schaust du dir an?

Kling: Ich hab gar keinen Fernseher.

Wie reagieren Menschen, die der SPD nahestehen, auf deinen Song „Wer hat uns verraten?“?

Kling: Ganz unterschiedlich, von der Juso-Gruppe, die geschlossen ins Konzert kommt und den Song abfeiert, bis zum Bundesparlamentarier, der beleidigt war und kein Wort mehr mit mir reden wollte, hatte ich bisher alles bei Liveauftritten erlebt.

„Fight the Game, not the Players“, sagt das Känguru in deinem neuen Buch und bringt damit einen zentralen Aspekt der antikapitalistischen Denke. Überforderst du dein Publikum eigentlich gerne?

Kling: Ich sage mir immer: Lieber über- als unterfordern.

Denn ständig kommen linke Denkansätze, einfach mal in einen Nebensatz verpackt, und zwischendurch immer wieder bürgerliches Kulturgut. Merkst du manchmal an fehlender Resonanz, dass du eine Pointe ins Leere gesemmelt hast?

Kling: Also ganz, ganz, ganz selten läuft sie wirklich komplett ins Leere. Natürlich gibt es öfter mal die Fälle, wo du zwei, drei Leute hast, die das wirklich amüsiert und die laut loslachen, während der Rest im Saal recht konsterniert guckt und denkt: Hab ich was verpasst? Aber für die wenigen Leute war es das dann wert.

Der Unterschied zwischen wahr und nicht wahr sei schon längst durch den Unterschied zwischen witzig und nicht witzig abgelöst worden, sagst du irgendwo einmal. Ist das so? Stehst du deshalb auf der Bühne und bringst die Leute zum Lachen?

Kling: Genau. Das ist so. Das sind die Kategorien der Postmoderne.

Und du wendest sie an.

Kling: Konsequent.

Unterläufst du sie?

Kling: Auch das.

Denkst du eigentlich immer auf solchen Metaebenen? Oder interpretiere ich das nur hinein, wenn ich die Geschichten lese?

Kling: Ne, ich denke sehr, sehr oft in solchen Metaebenen, und leider nicht nur beim Schreiben, sondern auch in privaten Situationen, wo man sich dann voll den Kopf macht für nichts. In irgendeiner Situation, wo man nur handelnd müsste, denke ich stundenlang drüber nach, ohne etwas zu machen.

Wie reagierst du?

Kling: Ich kann mich oft auch selbst nicht ernst nehmen. Ich bin immer zwiegespalten in den handelnden Marc-Uwe Kling und in den beobachtenden Marc-Uwe Kling. Und der beobachtende Marc-Uwe macht sich oft lustig über den handelnden Marc-Uwe. Und das ist manchmal wirklich schizophren.

Habe ich Recht, wenn ich sage, dass du auf der Bühne der Sidekick des Kängurus bist?

Kling: Also ich sehe das genau anders, aber das Känguru würde dir sicher zustimmen.

Welchen Beruf könntest du dir alternativ zu deinem jetzigen vorstellen?

Kling: (langes Schweigen) Momentan keinen.

Und was machst du, wenn das Känguru mal abhaut?

Kling: Dann muss ich mir vielleicht doch einmal überlegen, was ich außer dem, was ich gerade tue, mit meinem Leben noch anfangen könnte.

Interview: Jürgen Wittner

Das Interview wurde im September 2011 in kulturnews veröffentlicht, Anlass war das Erscheinen des Buches „Das Känguru-Manifest“.

Die Känguru-Chroniken“ startet heute (5. 3.) im Kino.

Kino-Lese-Tour mit Marc-Uwe Kling

6. März Stuttgart Gloria Kino
7. März, 17 Uhr Köln Cinedom & 20 Uhr Essen Lichtburg
8. März, 17 Uhr Hannover Astor & 20 Uhr Hamburg CinemaxX Dammtor

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