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„Macht einfach – das nimmt euch niemand ab!“: Marcin im Interview zu „Dragon in Harmony“

Marcin
Marcin (Foto: Nick Fancher)

Was zeichnet einen Gitarristen der Gen Z aus? Der junge polnische Fingerstyle-Virtuose Marcin stellt Mozart neben Nirvana.

Marcin, in der Castingshow „America’s got Talent“ hat dir jemand aus der Jury attestiert, du würdest mit deiner Art des Spielens die Gitarre umbringen. Das hast du schweigend zur Kenntnis genommen, aber ich vermute, du würdest das so nicht unterschreiben.

Marcin Patrzalek: Das ist natürlich keine Aussage, mit der ich selbst beschreiben würde, wie ich Gitarre spiele. Mein Umgang mit dem Instrument ist sorgfältig und diszipliniert. Ich arbeite mit einer Methode, die das Ergebnis jahrelangen klassischen Unterrichts ist. Spontan oder improvisiert ist da kaum etwas.

Wann hast du damit begonnen, den Gitarrenkorpus als Percussioninstrument einzusetzen?

Patrzalek: Es hat bei mir nach acht Jahren klassischer Ausbildung einen Moment gegeben, in dem ich befürchtet habe, einer von vielen jungen Gitarristen zu werden, die irgendwie alle das gleiche spielen. Die klassische Musik schränkt einen schon ziemlich ein. Mit 14 haben mir meine Eltern zu Weihnachten eine Westerngitarre geschenkt. Da habe ich begonnen, die Routine zu durchbrechen und mit Fingerstyle zu experimentieren. Aber ich spiele nach wie vor Klassik und Flamenco.

Könntest du dir vorstellen, als Rhythmus- oder Leadgitarrist in einer Rockband zu spielen?

Patrzalek: Vorstellen kann ich mir das schon, aber ich bin nicht sicher, ob das auch funktionieren würde. Ich glaube nicht, dass ich Musik machen könnte, bei der ich Kompromisse eingehen müsste. Ich liebe es, als Solist zu arbeiten, weil ich die Regeln selbst bestimmen kann. In einer festen Band zu spielen, würde mein Leben auf den Kopf stellen.

Würdest du jungen Künstler:innen raten, den Weg nach oben über Talentshows zu suchen?

Patrzalek: Ich rate grundsätzlich niemandem etwas. Für mich sind die Talentshows unerwartet gekommen. In den USA haben sie mich fünfmal abgelehnt, und dann wurde ich nur deshalb eingeladen, weil ich vorher in Italien gewonnen hatte. Was ich jungen Künstler:innen dann doch raten kann: Veröffentlicht eure Musik, nehmt auf, dreht Videos. Macht einfach – das nimmt euch niemand ab!

Welche Projekte stehen für die nächsten Wochen in deinem Terminkalender?

Patrzalek: Bisher ist es das spannendste Jahr meines Lebens, weil ich international auf Tour gewesen bin: Japan, Kanada, USA, Serbien, Polen, auch China und Korea. Jetzt erscheint mein Album, und nächstes Jahr im März geht es wieder auf Tour, bei der wir auch in Deutschland spielen werden. Außerdem steht noch ein Kompositionsprojekt an. Ich werde in Zukunft alle möglichen Dinge anpacken, und in den kommenden Jahren wird man mich vielleicht nicht nur als Gitarristen erleben.

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