„Musical Matrix – Dix Danses acoustiques“ von Martell Beigang: Zwischen Rock und Barock
Rockabilly oder Menuett – Jazzdrummer Martell Beigang macht da keine Unterschiede. Das hört man auch auf seinem neuen Soloalbum „Musical Matrix“.
Die Tracklist von „Musical Matrix“, dem neuen Album von Martell Beigang hat etwas Einschüchterndes. Klar, Menuett kennt man, aber was ist bitte eine Gaillarde? Wo bekommt man einen Branle? Und steht das Loure nicht in Paris? Aber keine Angst: Man muss sich nicht mit barocken Tänzen auskennen, um „Musical Matrix – Dix Danses acoustiques“ genießen zu können. Tatsächlich haben die Namen wenig mit dem Klang der Stücke zu tun – stattdessen dienen sie als „formale Klammer“, wie Beigang selbst sagt. Nur die Eckdaten, die frankophone Hörer:innen aus dem Albumtitel schließen können, stimmen: Es handelt sich um zehn Stücke, und die sind akustisch in dem Sinne, dass keine elektronische Verstärkung zum Einsatz kommt.
Da hört es aber auch schon auf mit der einfachen Einordnung. Denn mit „Musical Matrix“ landet Beigang punktgenau zwischen Jazz, Klassik und Rock. Das erklärt sich durch seinen eklektischen Werdegang: Als Schlagzeuger fühlt er sich in Sashas Rockabilly-Band Dick Brave & The Backbeats ebenso zu Hause wie in der Jazz-Session, er hat Carl Orff im Orgeltrio eingespielt und mit Rosenstolz gearbeitet. Für sein neues Soloalbum hat er sich eine sechsköpfige Band aus Streichern, Gitarre und Klavier ins Boot geholt, um seine repetitiven, klar strukturierten und doch komplexen Stücke zum Leben zu erwecken. Dass das trotzdem eher an Pop als an Neoklassik erinnert, hängt mit der Zugänglichkeit der Melodien zusammen – und mit Beigangs schlagkräftigem Spiel.
„Mit ,Musical Matrix‘ habe ich etwas sehr Persönliches kreiert“ Martell Beigang über sein neues Album
Für den Komponisten bedeutet das Album einen Befreiungsschlag. „Mit ,Musical Matrix‘ habe ich etwas sehr Persönliches kreiert“, sagt er. „Musik, wie ich sie schon ganz früh in mir gehört habe. Erst jetzt hatte ich die Muße und den Mut, sie umzusetzen und nur auf mich selbst zu hören. Dadurch ist etwas sehr Konsequentes entstanden.“ Und das ist dann auf mysteriöse Weise doch wieder fast Barock: Innerhalb klar umrissener Regeln Freiheit und Leichtigkeit zu finden – das haben Martell Beigang die alten Meister vorgemacht.