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Maya Jane Coles: Ein gezielter Stich

Portraitfoto Maya Jane Coles
(Foto: I/AM/ME / BMG)

Auf ihrem neuen Album klingt Maya Jane Coles so zugänglich wie lange nicht. Doch dafür werden die Nebenprojekte der unberechenbaren Elektroproduzentin immer skurriler.

Maya Jane Coles, mehr als zehn Jahre nach dem Überhit „What they say“ kehrst du mit deinem neuen Album und vielen Gastsänger:innen zum tanzbaren House zurück. Hast du den Abstand und neue Inspiration durch experimentellere Veröffentlichungen gebraucht?

Maya Jane Coles: Ehrlich gesagt habe ich nie wirklich damit aufgehört, an Housetracks für die Tanzfläche zu arbeiten. Gleichzeitig wollte ich aber auch andere Projekte machen und meinen Style variieren: Ich bin sehr schnell gelangweilt, wenn ich mich mit nur einem bestimmten Sound auseinandersetze. Es ging mir bei „Night Creature“ nicht um Dancefloor-Banger für den Peak, und das Album hat ja durchaus auch melancholische Momente. Natürlich lassen sich viele der neuen Stücke in ein DJ-Set einbauen – nur sind das dann eher emotionale Momente.

Zu den von Claudia Kane gesungenen Songs „Run to you“ und „True Love to the Grave“ hast du spektakuläre Videos veröffentlicht, die wie eine queere Gothic-Version von „Kill Bill“ anmuten.

Coles: Es sind zwei meiner Lieblingssongs, und ich wollte ihnen wirkungsmächtige Clips an die Seite geben. Und da es Kollaborationen zwischen zwei starken queeren Künstlerinnen sind, sollte das auch in den Videos gespiegelt werden.

An den Filmen ist fast die komplette LGBTQI*-Szene Londons beteiligt. Ging es euch um eine Rebellion gegen die einseitige Darstellung queerer Charaktere?

Coles: In Filmen werden queere Menschen und ganz besonders Frauen oft sehr uninteressant dargestellt. Dem wollten wir etwas entgegensetzen, das dunkel, launisch und grausam ist.

Drei Wochen nach „Night Creatures“ erscheint auch ein neues Album von Sting. Das klingt auf dem Papier wie der größmögliche musikalische Gegensatz – doch auch da bist du an einem Song beteiligt.

Coles: Als die Anfrage kam, war ich total überrascht und konnte mir nicht vorstellen, wie das musikalisch zusammengehen soll. Aber Sting hatte ein paar meiner nicht verwendeten Backingtracks gehört. Er hat darauf komponiert – und ich habe es sofort geliebt, was er damit gemacht hat. Für mich ist Sting über all die Jahre ein großer Innovator geblieben, und auf unsere Zusammenarbeit bin ich sehr stolz. Schon lange wollte ich mehr für andere schreiben und komponieren. Und besonders spannend ist das ja dann, wenn es um Künstler:innen mit vermeintlich wenig Überschneidungen geht.

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