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Erik Truffaz: Mehr als eine Kopie

Erik Truffaz wird gerne als legitimer Nachfolger von Miles Davis gehandelt. Dabei ist der Trompeter noch viel mehr als das.

Nicht ohne Grund gilt Erik Truffaz als Innovator des europäischen Jazz. Schon in den späten 90er-Jahren erweiterte der Trompeter mit Alben wie „The Dawn“ und „Bending new Corners“ das Grundvokabular des Genres, indem er Rap und Drum’n’Bass-Elemente in seine Stücke einbezogen hat. Um den Einfallsreichtum des Franzosen zu ehren, hat sich das Feuilleton vor allem auf einen Vergleich eingependelt: Miles Davis. Schmeichelhaft? Ja. Passend? Naja. Ungeachtet dessen, dass das reduzierte Spiel des Franzosen neben Davis auch Vergleiche mit Chet Baker, Art Farmer und anderen Vertretern der Cool– und West–Coast–Ära zuließe, verstellt er den Blick auf das, was Truffaz eigentlich geleistet hat. Und das ist weniger Blick zurück als Bruch, Remix und Innovation.

Truffaz‘ Milestones

Auch zwanzig Jahre nach dem Release seiner zwei wegbereitenden Alben schaut Erik Truffaz weiterhin nach vorn. Auf der erschienenen Platte „Lune Rouge“ gibt vor allem die elektronische Musik die Stoßrichtung vor, bei „Five on the Floor“ bilden Kickdrum und Synthesizer das rhythmische Grundgerüst, das neo-soulige „Reflections“ bedient sich programmierter Beats, und mit „Alhena“ lässt Truffaz verstimmte Padsounds gegeneinander anwettern. Seine Trompete nimmt in diesem Zusammenspiel ganz unterschiedliche Rollen ein. Mal imitiert sie einen aufsteigenden Synthesizer, mal eine liegende Orgelstimme, mal schwebt sie frei über allem. Manch einer mag auch hier den Geist von Miles Davis im Spiel des Franzosen ausmachen – interessanter ist aber alles andere.

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