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Mercury Rev

Mit opulentem Pathospop kehren Mercury Rev auf deutsche Bühnen zurück. Zum Tourstart spricht Sänger Jonathan Donahue über rosa Elefanten, Heroin und Karotten.

citymag: Jonathan, es heißt, ihr hättet euch früher von Naturfilmen im Fernsehen inspirieren lassen und Songideen per Bildbeschreibungen festgehalten. Dann beschreibe mir doch mal das neue Album „The secret Migration“!

Jonathan Donahue: Du sollst rosa Elefanten auf einem blauen Feld sehen, und die Elefanten tragen lilafarbene Schuhe … Nein, ich will auf keinen Fall Bilder vorschreiben. Jeder Hörer soll unsere Musik für sich selbst bebildern – das ist meist viel schöner und metaphorischer als alles, was Hollywood oder Videoproduzenten je geschaffen haben.

citymag: Es sind aber viel hellere, hoffnungsvollere Bilder als zuletzt auf „All is Dream“, oder?

Donahue: Ja, wir haben versucht uns selbst aufzurichten. Vielleicht ist diese Platte eine Reaktion auf die immer schlechter werdenden Verhältnisse, eine Gegenreaktion zur sozialen Misere. Die Songs sind strahlender, mystischer, angefüllt mit Hoffnung – Dinge, von denen das amerikanische Volk zur Zeit nicht sehr viel besitzt.

citymag: Ist eure Musik eskapistisch?

Donahue: Unsere Musik wendet sich nicht von der Realität ab, aber sie umarmt parallele Realitäten. Ich weigere mich, nur eine Realität anzuerkennen und alles andere als Fantasterei abzutun.

citymag: Drogen helfen dabei, sich für parallele Realitäten zu sensibilisieren, oder …?

Donahue: Einige Drogen können zum richtigen Zeitpunkt hilfreich sein. Wenn Schamanen in der Wildnis Pflanzen essen, stellen sie Verbindungen her, die ihre Vorstellungskraft vergrößern und Kreativität steigern. Wenn ich allerdings als Musiker glaube, ich könnte Heroin spritzen und so die Tür zu neuen Welten aufstoßen, dann ist das ein ganz großes Missverständnis. Viele Künstler haben diesen Fehler gemacht – mich eingeschlossen. Ich habe viele Jahre lang Heroin genommen und geglaubt, es hilft meiner Musik. Das Gegenteil war der Fall: Meine Musik war furchtbar, die Droge zerstörte meinen Körper, und viele Menschen, die mir wichtig waren, haben mich verlassen. Drogen umnebeln eher die Vorstellungskraft. Wenn Musik von Menschen gemacht wird, die von irgend etwas besessen sind, dann ist das immer langweilig. Das trifft auch auf Menschen zu, die nur Karotten essen.

Interview: Carsten Schrader

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