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Meret Becker

Es ist schwer, an Meret Becker vorbei zu kommen. Als Filmschauspielerin ist die Wahlberlinerin Teil des bundesrepublikanischen Mainstreams, als Chansonette bezaubert sie die Intellektuellen, und als Musikerin bastelt sie sich einen eigenwilligen Klangkosmos, irgendwo zwischen Kunstlied und Einstürzenden Neubauten. Ein Gespräch über das Interesse am Abseitigen, das Leben in Berlin und ihre neue CD „Fragile“.

citymag: Meret Becker, bestimmte Motive tauchen in Ihren Songs immer wieder auf: der Zirkus, das Theater, der Traum. Gibt es da einen roten Faden?

Meret Becker: Keinen bewussten. Aber wenn ich darüber nachdenke: Alle drei sind mir von klein auf vertraut. Alle drei machen Bilder im Kopf, die man allein erlebt.

citymag: Stehen Sie in einer geistigen Tradition, beispielsweise zur Traummetaphorik der Romantik?

Becker: Ich arbeite nicht so analytisch. Ich habe Bilder, Gefühle und Eindrücke im Kopf, die ich wiedergeben möchte.

citymag: Ihre Songs feiern das Abseitige, Groteske …

Becker: Ich glaube, dass alles, was einen umgibt auf das Äußerste grotesk ist, wenn man es nur lang genug beobachtet.

citymag: Vor allem Berlin. Leben Sie eigentlich gern in dieser Stadt?

Becker: Innerhalb Deutschlands ist Berlin schon die einzige Stadt, in der ich mich wirklich wohl fühle. Es ist mir vertraut ,wie keine andere Stadt der Welt. Und es hat unter anderem eine künstlerische Geschichte, die man immer noch spürt. Und die inspiriert.

citymag: Braucht man denn die schmuddeligen Hinterhöfe Berlins, um eine Platte wie „Fragile“ zu verstehen?

Becker: Nicht wirklich. Aber zugegebenermaßen merkt man den Texten zum Teil an, dass sie aus Berlin stammen.

citymag: Manchmal wirkt „Fragile“ wie aus der Zeit gefallen, unbeeindruckt von Tendenzen, Moden, Entwicklungen. Verstehen Sie, wenn man das als Eskapismus kritisiert?

Becker: Hm. Ich wollte Anachronismen sammeln. Anachronismus bedeutet Zeitfehler. Mir gefällt das.

citymag: In Berlin ist der Underground selbst Teil von Vermarktungsmechanismen. So gesehen gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen der Mainstream-Schauspielerin Meret Becker und der Underground-Musiker. Und sonst?

Becker: Eine Gemeinsamkeit … ich würde gern Filmmusik machen.

citymag: Verstehen Sie Sich eigentlich mehr als Schauspielerin oder als Musikerin?

Becker: Ich versteh mich eigentlich überhaupt nicht.

Interview: Falk Schreiber

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