„Milch ins Feuer“ im Kino: „Heute wird kastriert!“

Mit „Milch ins Feuer“ hat Regisseurin Justine Bauer ihren ersten Langfilm gedreht. Das Leben von drei Bäuerinnen und ihren Freudinnen kommt in seiner poetisch verdichteten Alltäglichkeit in den Kinos.
„Milch ins Feuer“ heißt der Film, der halb dokumentarisch, halb fiktional vom Alltag dreier Schwestern erzählt, die als Bäuerinnen in Baden-Württemberg ihrer Arbeit nachgehen und ihre Freizeit gestalten. Rezensent Axel Schock war begeistert von der poetischen, aber auch nüchternen Verdichtung des Alltags auf dem Land.
Wer glaubt, das Landleben sei nur ein melancholisches Auslaufmodell, wird von Justine Bauer eines Besseren belehrt, und dies ganz ohne Schönfärberei. Ihr souveränes und stilvolles Spielfilmdebüt ist ein pointiertes Porträt des Alltags im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs. Bis auf Johanna Wokalek („Sisi und ich“, „Beckenrand Scheriff“) durchweg mit Laien besetzt und im – gut verständlichen – Hohenloher Dialekt gedreht, erzählt „Milch ins Feuer“ von Katinka (Karolin Nothacker), ihren Schwestern und Freundinnen. In ruhigen Bildern schildert der Film deren Leben zwischen Stallarbeit, Heuballen und Badesee – und offenbart dabei das stolze Selbstbewusstsein und die unbändige Lebensfreude dieser jungen Frauen. Zugleich verhandelt „Milch ins Feuer“ auch sehr ernste Themen, etwa die Folgen des Höfesterbens oder eine ungewollte Schwangerschaft. Selten passte der Begriff „authentisch“ so treffend wie auf diesen Film. Er lebt von seiner Wahrhaftigkeit, die sich in den Arbeitsabläufen ebenso zeigt wie im Umgang mit den Tieren und den wortkargen, aber lebensechten Dialogen. Es sind poetisch verdichtete Momentaufnahmen eines Sommers, in dem sich etwas verändert, in dem diese Frauen überkommene Rollenbilder und familiäre Erwartungen in Frage stellen. Männer sind dabei lediglich Randfiguren.