„Mitgefühl“ auf DVD: Pflege ohne Krise
In einem Pflegeheim in Dänemark wird die Altenpflege radikal anders gedacht – mit Zuwendung statt Medikamenten.
Die Corona-Pandemie hat es noch einmal sichtbarer gemacht, aber das Problem ist schon lange bekannt: Die Pflege für alte, kranke Menschen steckt in der Krise. Zu wenig Geld, zu wenig Personal, zu wenig Zeit. Das gilt bei weitem nicht nur in Deutschland. Doch die Dokumentation „Mitgefühl – Pflege neu denken“ zeigt, dass es auch anders gehen kann. Jetzt gibt es den bewegenden Film auf DVD.
In Dagmarsminde, einem kleinen Pflegeheim in Dänemark, wird viel gefeiert. Fast jeden Tag gibt es einen Anlass, um Kuchen zu essen und Sekt zu trinken. Die Bewohner:innen leiden zwar unter Demenz, Alzheimer oder anderen Krankheiten. Doch sie leben hier fast wie in einer Wohngemeinschaft. Sie können sich auf dem Gelände frei bewegen, Medikamente werden so wenig wie möglich verabreicht. Als Therapie sollen vor allem Aufmerksamkeit, Zuneigung und Verständnis dienen. Gründerin May Bjerre Eiby hat das Konzept selbst erarbeitet, nachdem ihr Vater in einem Heim an Verwahrlosung gestorben ist.
Der Film zeigt den Alltag im Heim und begleitet eine Reihe an Bewohner:innen. Gleich zu Anfang ziehen Vibeke und Torkild neu in Dagmarsminde ein. Die ehemalige Apothekerin Vibeke ist stark dement, sie kann nicht mehr wirklich sprechen. Auch ihr Mann Torkild leidet unter der Krankheit – will das aber nicht wahrhaben. May und ihre Kolleginnen beschließen, ihn in dem Glauben zu lassen, dass er nur für Vibeke hier ist. Nach und nach gewöhnt das Paar sich in die neue Umgebung ein.
„Mitgefühl“ scheut jedoch auch nicht vor den Schwierigkeiten zurück, die Demenz mit sich bringt. Vor allem Torkild bekommt ab und zu Wutanfälle, die dann aber nicht durch Medikation, sondern mit einem Spaziergang gelöst werden. Natürlich ist auch der Tod ein häufiger Gast im Heim, und manchmal müssen die Pfleger:innen die schwierige Entscheidung treffen, ob ein Leben künstlich verlängert werden soll. Bei aller Harmonie ist die Aufopferung enorm, zu der das Personal bereit sein muss – denn Dagmarsminde hat nicht mehr Mittel zur Verfügung als andere Heime. Es ist nicht alles gut – aber vielleicht so gut, wie es sein kann. „Mitgefühl“ berührt, ohne zu verklären.