„MobLand“ auf Paramount+: Kabale und Hiebe

In Guy Ritchies neuestem Streich „MobLand“ geht es wie oft um vielfluchende, gut angezogene Killer und ihre privaten Kämpfe.
Das Intro sagt schon alles: Da stehen schlammverkrustete Gummistiefel neben blitzblanken Spectator-Schuhen in der Diele, da regnet es Silberlöffel und Springmesser, glotzen frisch angemachte Doraden mit totem Auge, brennt eine Mercedes-S-Klasse lichterloh. In „MobLand“ geht Fliegenfischen Hand in Hand mit Fresse polieren, Demi-monde mit Digestifs. Kein Wunder, war bei der neuen Serie auf Paramount+ (ab 30. Mai) schließlich Guy Ritchie ausführender Produzent.
Der crime-affine Brite („Sherlock Holmes“, „The Gentlemen“) serviert seinem Publikum in diesem Fall ein zehnteiliges Gangster-Epos, wie gewohnt starbesetzt und mit einem Auge für klassische Herrenmode. Tom Hardy, Pierce Brosnan, Paddy Considine auf der einen, Helen Mirren, Laura Pulver und Janet McTeer auf der anderen Seite fluchen, sticheln und onelinern sich durch den minutiös dokumentierten Mobster-Krieg zwischen Harrigan- und Stevenson-Clan. Auslöser: Der Harrigan-Erbe hat den Stevenson-Jüngsten idiotischerweise auf dem Gewissen, und nun rüsten die Familien gegeneinander auf. Ein Schelm, wer dabei an Shakespeare denkt: „Zwei Häuser, gleich an Würdigkeit/Hier in London, wo die Handlung steckt/Durch alten Groll zu neuem Kampf bereit/Wo Bürgerblut die Bürgerhand befleckt.“

Cretins in Maßanzügen
Doch nicht nur der Plot hat frühneuzeitliche Ausmaße: Die Hauptbesetzung umfasst 14 benannte Rollen, zusammen mit den Nebendarsteller:innen wächst der Cast auf 35. Den mal mehr, mal weniger gelungen in die Haupthandlung eingewobenen Nebensträngen ist, nach der obligatorischen überbordenden Exposition, dennoch gut zu folgen – vor allem, weil Harry „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“ De Souza (Tom Hardy), der Fixer der Harrigans, sie in bekannt grummeliger Manier zusammenhält. Ex-Bond Brosnan und Queen-Darstellerin Mirren überzeugen als straßenschlaue Familienoberhäupter, denen stets das Messer in der Tasche aufzugehen scheint, dagegen weniger – aber immerhin überraschen sie: Brosnan spielt als Conrad „The Governor“ Harrigan den kampfesmüden Cretin im Maßanzug, Mirren zieht als Matriarchin Maeve mit fast dreister Offensichtlichkeit die Strippen.

Herausgekommen ist ein überraschend süffiges und wendungsreiches Krimidrama, das zwar reich ist an Richie-Klischees – viel Gewalt, viel Gefluche (bei jedem „Fuck“ einen Kurzen? Keine gute Idee) und gern auch dialogische Redundanz –, aber gar nicht mal so blöd. Also: Barbourjacke an, Schlagring drauf, ein großer Schluck Single Malt und eingeschaltet.