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„Mörderinnen“ auf ARTE: Nordic-Noir im post-kommunistischen Polen

Die junge Polizistin Karolina Keller (Maja Pankiewicz) gerät in „Mörderinnen“ schneller in Gefahr, als es ihr lieb ist.
Die junge Polizistin Karolina Keller (Maja Pankiewicz) gerät in „Mörderinnen“ schneller in Gefahr, als es ihr lieb ist. (Foto: Paprika Studios Poland)

Die polnische Thriller-Serie „Mörderinnen“ ist nur auf der Oberfläche ein Krimi – darunter versteckt sich die Frage nach Gut und Böse in einer patriarchalen Welt.

Dass ihr Vater seit einem Jahr verschwunden ist, scheint die junge Polizistin Karolina Keller (Maja Pankiewicz) eher kaltzulassen – ganz anders ihre Schwester (Eliza Rycembel) und ihre Mutter (Izabela Kun). Der Grund für Karolinas eher unterkühltes Verhältnis zu ihrem Erzeuger wird gleich zu Beginn der polnischen Thrillerserie „Mörderinnen“ (ab sofort in der ARTE-Mediathek streamen) offenbart. Zu sehen: eine Rückblende, in der Karolina als Kind immer wieder von ihrem Vater von einem Steg aus ins Wasser geschubst wird. Was das soll, bleibt unklar. Abhärtung? Bestrafung? Unkonventioneller Schwimmunterricht? Feststeht: Hier ist ein Vater, der mit harter Hand regiert. Umso erstaunlicher, dass Karolina heute als Polizistin durch Warschau streift, war Grzegorz, ihr verschwundener Vater, doch auch Kriminalinspektor in der Abteilung Organisierte Kriminalität. Haben wir es hier mit einem speziellen Stockholm-Syndrom zu tun?

„Mörderinnen“: Ab sofort in der ARTE-Mediathek streamen

Hinnehmen will Karolina das plötzliche Verschwinden ihres Vaters jedenfalls nicht – mindestens mal für das Seelenheil ihrer Mutter. Und so findet sie schließlich eine Spur, die nach Hamburg führt. Hafen und Organisierte Kriminalität – da dürfte es bei Krimifans gleich klingen. Doch zunächst wird Karolina zu einem Routineeinsatz gerufen: häusliche Gewalt in einem Plattenbauviertel Warschaus. Zufällig stößt sie dabei auf eine zur Bar umfunktionierten Wohnung und findet dort die Leiche eines Mannes. Doch bei der einen Leiche soll es nicht bleiben. Zumal sie einen weiteren Fund in der Garage ihrer Mutter macht …

Karolina Keller (Maja Pankiewicz) muss in der Pathologie einen harten Anblick ertragen. (Foto: Michal Chojnacki)

Früh ist klar: Hier ist wenig, wie es scheint. Und die Twists und Wendungen warten nur darauf, hinter der nächsten dunklen Ecke Warschaus hervorzuspringen. Der schwedisch-polnische Regisseur Kristoffer Rus hat mit „Mörderinnen“ einen Nordic-noir-Krimi ins post-kommunistische Polen verlegt und blickt anhand der Romanvorlage „Polskie Morderczynie“ auf die nicht immer eindeutigen Trennlinien zwischen Gut und Böse, Gerechtigkeit und Moral. Mit Mut zu düsteren Bildern und ausdrucksstarker Inszenierung taucht Rus mit seiner Serie in die Vergangenheit und Gegenwart dreier Frauen einer Familie ein, die allesamt selbst dann noch vom Patriarchen unterdrückt werden, als er schon längst nicht mehr da ist, und schließlich große Opfer bringen müssen.

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