Molto vivace: Erlend Øye im Interview zu „La Comitiva“
Auf Sizilien hat Erlend Øye mit La Comitiva eine neue Heimat gefunden. Dabei ist er ursprünglich nur wegen des Essens dorthin gezogen.
Erlend, du bist gerade in deinem Haus in Siracusa auf Sizilien. Wie bist du dort gelandet?
Erlend Øye: Beim Touren ist mir aufgefallen, dass das Essen überall besser ist als in Norwegen. Meine Mutter mochte die Idee, eine Wohnung auf Sizilien zu haben. Wir sind als Team durch Italien gereist und 2008 in diese Stadt gekommen. Da haben wir gleich in den ersten Tagen viele Leute getroffen, bei denen wir uns sehr willkommen gefühlt haben. Wir haben dieses Haus gefunden, das sehr groß ist, sodass wir herziehen mussten, um es herzurichten. 2016, als meine Mutter gestorben ist, habe ich dann zum ersten Mal die Mitglieder von La Comitiva getroffen.
Wie ist dann eine richtige Band daraus geworden?
Øye: In den ersten zwei Jahren hatte es nichts Professionelles. Es ging darum, rumzuhängen, gemeinsam zu kochen und Musik zu machen. Meistens Lieder aus Sizilien oder Lateinamerika. Es gab kein eigenes Material, aber natürlich hatten die Versionen der Songs einen starken Eigengeschmack. Als ich irgendwann zu einer Solotour durch Chile und Argentinien aufgebrochen bin, habe ich ein paar dieser Leute eingeladen, mitzukommen und mit mir zu spielen. Die Shows kamen sehr gut an, und nach und nach haben wir angefangen, gemeinsam Songs zu schreiben.
„Comitiva“ ist ein alter italienischer Ausdruck, der eine Gemeinschaft bezeichnet. Ist das Projekt demokratischer als die Kings Of Convenience oder The Whitest Boy Alive?
Øye: Die meisten Ideen stammen von mir. Aber mein größter musikalischer Einfluss in diesen Jahren waren eben diese Leute. Inspiration funktioniert so: Deine Umgebung dringt in dich ein, und dann dauert es ein bisschen, bis sie das Ende deines Gehirns erreicht und wieder rauskommt – als Grundlage für neue Songs.
Du schreibst jetzt sogar Lieder auf Italienisch …
Øye: Als ich damit angefangen habe, hat mich das Italienische sehr inspiriert. Die Wörter klingen einfach anders. Nehmen wir eine simple Phrase wie „Ich kann den Moment nicht erwarten, wenn ich dich wiedersehen werde.“ Auf Italienisch: „Non vedo l’ora del momento quando ci vediamo di nuovo.“ Selbst einfache Botschaften klingen wunderschön.