Monika Geier: Alles so hell da vorn
Monika Geier entfaltet in „Alles so hell da vorn“ eine hochkomplexe Geschichte ohne einfache Schuldzuweisungen, die Moralvorstellungen hinterfragt und die Vielschichtigkeit von Identitäten aufzeigt.
Bettina Boll ist Halbtags-Kriminalkommissarin und Fulltime-Krisenmanagerin ihres chaotischen Privatlebens. Neben den pubertierenden Pflegekindern ihrer toten Schwester hält sie gerade der Verkauf eines geerbten Hauses auf Trab. Und dann muss sie auch noch erfahren, dass ihr Polizeikollege und Exfreund Ackermann ermordet wurde. Eine junge Hure, die sich Manga nennt, hat ihn in einem Puff am Frankfurter Stadtrand mit seiner eigenen Dienstwaffe erschossen. Anschließend tötet sie neben einem Zuhälter auch noch den Schuldirektor in einem Pfälzer Dorf. Dort ist vor zehn Jahren die kleine Maggie verschwunden. Ist Manga etwa die verschollene Maggie, die sich an ihrem damaligen Entführer rächt? Und welche Rolle spielte Ackermann in der Sache? Boll gerät bei ihren Ermittlungen mit der Kleinstadt-Soko immer tiefer in fast undurchschaubare Verwicklungen von Zwangsprostitution, unterdrückten Gelüsten und dem alltäglichen Horror, der sich hinter den sauberen Gardinen der Provinz versteckt. Um am Ende zu erfahren, dass nicht immer nur die anderen eine Leiche im Keller haben.
Monika Geier entfaltet in ihrem siebten Bettina-Boll-Roman eine hoch komplexe Geschichte ohne einfache Schuldzuweisungen, die Moralvorstellungen hinterfragt und die Vielschichtigkeit von Identitäten aufzeigt. Bis in die Nebenfiguren gelingt es ihr, alltägliche Machtspiele und Sexismus zu entlarven und jenseits aller Klischees darzustellen. Und dass sie es dabei ganz unverkrampft schafft, ihren vertrackten Plot immer wieder mit spannenden Wendungen und skurrilem Humor zu versehen, beweist einmal mehr, dass Monika Geier zu den ganz Großen der deutschen Kriminalliteratur zählt. nh
Monika Geier Alles so hell da vorn
Argument Verlag mit Ariadne, 2017, 352 S., 13 Euro