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Münchner Lach- und Schießgesellschaft: Christian Schultz geht in den Silbersaal

Christian Schulz Münchner Lach- und Schießgesellsaft Neueröffnung
Christian Schultz ist der neue Betreiber der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, die im Januar zunächst für ein halbes Jahr den Silbersaal im Deutschen Theater bespielt, ehe die Lach & Schieß nach ihrem Umbau wieder öffnet. (Foto:privat)

Im Januar macht in München die Lach & Schieß wieder auf. kulturnews sprach mit dem künstlerischen Leiter Christian Schultz.

Von der Insolvenz innerhalb eines Jahres zum neuen Spielbetrieb: Am 13. Januar geht die Münchner Lach- und Schießgesellschaft im Silbersaal des Deutschen Theaters nach fast zwölf Monaten wieder an den Start. Das Ensemble lach+schiess feiert dann die Premiere seines neuen Programms „Abgespeckt“. Doch damit nicht genug: Nicht nur das hauseigene Ensemble der Lach- und Schießgesellschaft wird dort auftreten, auch Gastspiele aus den Sparten Kabarett und Comedy werden im ersten Halbjahr 2024 Gäste in den Silbersaal des Deutschen Theaters locken. kulturnews hat mit Christian Schultz, dem neuen künstlerischen Leiter der Lach- und Schießgesellschaft, über die Zukunft der Kleinkunstbühne gesprochen.

Christian Schultz: Optimistisch gerechnet ist im Mai alles fertig

Herr Schultz, zunächst eine persönliche Frage: Sie sind zwar auch Autor für Kabarettisten, sind aber eher bekannt für das Entwickeln und Produzieren von Formaten fürs Fernsehen und für Streamingplattformen. Fiel Ihnen das Entwickeln eines analogen Livekonzepts einer Bühne leicht?
Christian Schultz: Insofern ja, als ich durch meine Tätigkeit als Producer über viele Jahre lang für TV-Anstalten und zuletzt für Agenturen auch die ganze Abwicklung und das Aufstellen von Veranstaltungen hunderte Male mitgeplant habe, teilweise auch mit Produktionsleiter. Wenn sie aber 100 Mal „Ottis Schlachthof“ gemacht haben, kennen Sie das gesamte Umfeld. Mittlerweile ist es auch so, dass wir bei der Markenführung der Lach & Schieß nicht nur analog denken, sondern auch sehr stark digital in Richtung von Formaten fürs Fernsehen oder Streaming. Dafür habe ich in Kürze einen Termin beim Bayerischen Rundfunk.

Was war seit dem Sommer, als die Lach- und Schießgesellschaft gerade mal noch so gerettet wurde: Die Finanzen? Das Künstlerische? Der Umbau? Es war ja so viel auf einmal zu wuppen.
Schultz: Ich muss eines voranschicken: Die Einschätzung, die in der Öffentlichkeit damals entstanden ist, wonach die Lach- und Schieß schon gerettet sei, ist gefährlich gewesen. Es hatte sich zwar ein Verein gegründet mit dem Ziel, die Lach & Schieß zu retten. Ich selber habe mit einem Partner Anfang Juli einen Asset Deal gemacht und die noch verwertbaren Teile der alten, insolventen Gesellschaft in eine neugegründete Gesellschaft übergeführt. Danach erst haben wir losgelegt. Vorher waren wir Interimsgesellschafter in der insolventen GmbH, haben uns die Lage aber nur angeschaut. Die war ernst und fast hoffnungslos. Dann erst haben wir uns entschieden, eine neue GmbH zu gründen.

Damals wollten Sie bis Ende des Jahre mit dem neuen Programm starten. Das hat sich jetzt ja schon etwas nach hinten geschoben.
Christian Schultz: Es schiebt sich noch weiter nach hinten. Die Planungsphase dauerte viel länger als geplant.

Im Januar soll es immerhin mit dem lach+schieß-Ensemble losgehen. Und im Februar starten die Gastspiele, wenn auch zunächst im Silbersaal des Deutschen Theaters.
Schultz: Es ist in der Tat ein USP der Lach & Schieß, dass wir immer noch ein eigenes Ensemble haben, das uns auch die Treue gehalten hat. Wichtig ist auch, dass wir eine Kooperation mit dem Deutschen Theater an den Start bringen konnten, denn wir kriegen den Silbersaal zwar nicht geschenkt, aber zur Verfügung gestellt und können dort veranstalten. Der Silbersaal wird uns auch nach der Wiedereröffnung der Lach & Schieß als weitere Spielstätte erhalten bleiben.

lach+schiess ensemble Münchner Lach- und Schießgesellschaft Premiere Abgespeckt
Das Ensemble der lach+schieß feiert im Januar im Silbersaal des Deutschen Theaters Premiere. Foto: Florian Heine

Womit wir beim Kernthema sind: Wann genau öffnet die Lach & Schieß denn nun wirklich ihre Tore?
Schultz: Da hatten Sie Glück mit dem Timing Ihrer Kontaktaufnahme. Ich war zwar im Prinzip immer hinter den Architekten, den Pächtern – der Brauerei – und den Betreibern der Gastronomie her, bin aber immer vertröstet worden. Jetzt habe ich endlich die Information bekommen, dass ab sofort umgebaut wird. Das kommt einer kompletten Entkernung gleich.

Bis wann wollen Sie den Umbau abgeschlossen haben?
Schultz: Bei optimistischer Rechnung ist im Mai alles fertig. So dass die Lach & Schieß ab dem Frühsommer bespielt werden kann.

Sie haben ja schon im Sommer den ausführlichen Umbau angesprochen. Außengastronomie, überhaupt Gastronomie als wichtiges Element im neuen Konzept, auch das künstlerische Konzept haben sie da schon kurz angerissen.
Schultz: Das wird auch alles so umgesetzt werden. Wir sind ja „nur noch“ Unterunterpächter. Die Brauerei mietet von den Hausbesitzergemeinschaft und verpachtet an die Gastronomen, weil die Lach & Schieß für sie nach der Insolvenz als Partner nicht mehr in Frage kam. Ich habe dafür einen Gastronomen gefunden, der mit uns gemeinsam die Lach & Schieß weiterführen wird, mit einem eigenen gastronomischen Konzept: Eine modern geführte bayerische Gaststätte wird das sein, es wird eine Bühne im Raum stehen, sie wird etwas verkleinert und kommt auf die andere Seite. Dadurch können wir etliche zugemauerte Fenster öffnen, so dass ein schöner, heller Raum entsteht.

Was ist das für ein Gastronomieteam, von dem Sie den Raum zur Verfügung gestellt bekommen?
Schultz: Das ist ein junges Team, das junges Publikum ziehen wird. Es ist uns sehr wichtig, dass die Leute tagsüber mitkriegen, dass am Abend hier hier auch ein Theater ist. Es soll ein positiver Ergänzungseffekt erzielt werden.

Die Lach- und Schießgesellschaft war seit ihrer Gründung eine Instanz für das Genre Kabarett. Ist die Fortführung einer solchen Instanz wirklich so wichtig?
Schultz: Ja aber in Bezug auf das Publikum muss man sich nicht so viel vormachen, zumal nach Corona und der Insolvenz der alten Lach & Schieß. Das Publikum muss neu geholt werden, und außerdem war das alte Publikum wirklich alt. Wir müssen ran an die 30- bis 50-Jährigen, denn all die Fans, die die Lach & Schieß so toll fanden, waren selber seit 20 Jahren nicht mehr da. Die Lach & Schieß als Gralshüter des linken Kabaretts in dem Sinne gibt es nicht mehr. Wir müssen jetzt einen guten Mix hinkriegen mit den wenigen noch linken Kabarettisten auf der einen Seite und der Comedy auf der anderen.

Das hört sich nach einem doch starken künstlerischen Wandel der Lach & Schieß an.
Schultz: Dieter Hildebrand, der verstobene Gründer der Lach & Schieß, hat selber gesagt: Die Kabarettisten machen es wegen des Geldes, und die Comedians wegen dem Geld. Der hatte keine Berührungsängste, und genauso geht es mir auch, ich habe den Wechsel aufgrund meines Berufs komplett mitvollzogen. Natürlich gibt es da große Qualitätsunterschiede, und wenn man den 100. ICE-Witz auf der Bühne gehört hat, ist es auch mal genug.

Marco Tschirpke Lapsuslieder Empirisch belegte Brötchen Silbersaal Münchner Lach- und Schießgesellschaft
Marco Tschirpke tritt am 19. Mai im Silberssal des Deutschen Theaters auf. Foto: © Waejane Chen

München hat ein reichhaltiges Angebot von Kabarett über Comedy bis zum gesamten Kleinkunst. Vor wenigen Monaten eröffnete noch Michael Mittermeier seinen Lucky Punch Comedy Club. Wo wird sich die Lach & Schieß in diesem Gesamtensemble einordnen?
Schultz: Wir müssen uns gar nicht einordnen, denn wir sind eine sehr bekannte Marke, und auf die setzen wir auch.

Aber vor allam auch auf die Location, oder?
Christian Schultz: Ja, aber moderne Markenführung sieht das etwas anders. Früher war die Lach & Schieß praktisch Ursulastraße oder Haimhauserstraße. Heute muss man das ein bisschen anders aufsetzen und sagen: Die Lach & Schieß ist eine Marke, und die kann überall wahrgenommen werden; ich habe mit einem Ensemble mehrere Markenauftritte gleichzeitig. Deshalb ist das mit dem Silbersaal im Deutschen Theater auch so toll, denn damit haben wir eine superwertige weitere Bühne in einem wahnsinnigen Barocksaal, die wir nutzen können. Wenn man da reingeht, erstarrt man in Ehrfurcht. Da kann man Musikkabarett machen oder literarische Veranstaltungen: Dieser Saal gibt uns noch mal ganz neue Möglichkeiten. Wenn wir jetzt nicht alles falsch machen, hat die Lach & Schieß aufgrund ihres Markennamens eine sehr gute Chance. Da bin ich mir auch mit Till Hofmann einig, dem Betreiber des Lustspielhauses.

Interview: Jürgen Wittner

 

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