„Rote Augen“ von Myriam Leroy
Mit ihrem autobiografischen Roman „Rote Augen“ zeigt Myriam Leroy, dass der Frauenhass, der sich in den sozialen Netzwerken Bahn bricht, kein Online-Phänomen ist.
In „Rote Augen“ thematisiert Mriam Leroy Cybermobbing, das sich zur realen Gewalt hochschaukelt.
„Rote Augen“ von Myriam Leroy ist unser Krimitipp der Woche.
Es gibt Dinge, die Männer einfach nicht begreifen: Wenn Frauen in den sozialen Medien deren Freundschaftsanfragen annehmen, wollen sie damit nur selten eine tatsächliche Freundschaft eingehen. Umso größer der männliche Frust, wenn all das Geprahle und Gebalze unerwidert bleibt und dadurch ihre Eitelkeit verletzt wird. Logische männliche Reaktionen darauf: Zorn, Hass, wohlmöglich Gewalt.
Myriam Leroy macht mit ihrem autobiografischen Roman die selbsterlebten Eskalationsstufen solch einer Kontaktaufnahme erfahrbar. Dazu wählt sie eine radikale Form: Zunächst ist man nur mit Nachrichten des männlichen Protagonisten Denis konfrontiert, der auf Facebook einer Radiomoderatorin schreibt. Anfangs bemüht witzig, originell und bewundernd, zunehmend aber anbiedernd und fordernd, schlägt der Ton schließlich in rassistische und sexistische Beleidigungen um. Wie begegnet man Cybermobbing, das sich zur realen Gewalt hochschaukelt? Myriam Leroy spielt mögliche Verhaltensweisen durch, die in einer extremen Variante gipfeln. Vielleicht sollte man Denis einfach mit den eigenen Mitteln locken und ihn in eine fiese Falle laufen lassen. Doch sind Frauen wirklich skrupellos genug, um diesen Kampf zu gewinnen?
Hat es Myriam Leroy mit „Rote Augen“ auf unsere Liste der besten Krimis im Oktober 2023 geschafft?