Nada Surf
Auch auf dem neuen Album „The Weight is a Gift“ garantiert das New Yorker Trio wieder hochsensible Gitarrenpop-Hymnen. Kaum zu glauben, dass Nada-Surf-Sänger Matthew Caws ein großer Fan von Gangsta-Rap ist.
citymag: Matthew, sind die Texte auf der neuen Nada-Surf-Platte deine persönliche Interpretation des Sprichworts: „Was uns nicht tötet, macht uns nur noch härter“?
Matthew Caws: In gewisser Weise schon, denn die Texte haben viel mit Problemen zu tun, die von außen kommen. Mit der Band war alles in bester Ordnung, aber in meinem Privatleben sind im letzten Jahr viele schlimme Dinge passiert. Klar, jeder hat zum Beispiel Eltern, die eines Tages sterben. Die interessanten Fragen in solchen Situationen sind aber doch: Wie gehe ich damit um? Wie kann ich nach solchen Vorfällen weiterleben?
citymag: Welche Musik war denn für dich treuer Freund und Lebenshilfe?
Caws: Als ich zwölf war, sind wir nach Paris gezogen. Das war nicht gerade die glücklichste Zeit meines Lebens. Meine Eltern haben sich sehr häufig gestritten, und ich wollte mich nicht schon wieder an eine neue Stadt gewöhnen. Doch dann ging mein Vater mit meiner Schwester und mir in einen Plattenladen, und jeder durfte sich drei Alben aussuchen. Ich wählte Bob Seger, Simon & Garfunkel und „Let it be“ von den Beatles. In den folgenden Wochen habe ich dann nur noch diese Beatles-Platte gehört. Beim Song „Across the Universe“ gibt es diese Textzeile: „Nothing’s gonna change my world.“ Ich habe die Plattennadel immer wieder an diese Stelle zurückgesetzt. In meinen ersten Wochen in Paris hatte ich nur bei dieser Textzeile das Gefühl, dass mich jemand versteht. Vermutlich ist dieser Beatles-Song der Grund dafür, warum ich überhaupt Musiker geworden bin.
citymag: Heute bist du auch ein großer Fan von Gangsta-Rap, oder?
Caws: Das fing an, als vieles in meinem Leben nicht besonders gut lief. Ich bemerkte plötzlich, dass mich die üblichen Liebeslieder mit all ihrem Trennungsschmerz nicht mehr berührten. Aber es hat mir einen Kick gegeben, wenn jemand davon singt, wie er die ganze Stadt niedermacht. Diese Musik ist für mich wie ein Abenteuerroman. Ansonsten bin ich aber ein total friedfertiger Mensch. Ehrlich: Wenn sich in meiner Umgebung Menschen streiten, fange ich an zu weinen.
Interview: Carsten Schrader