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„Nah dran“ von Steiner & Madlaina: Katerstimmung beim Popduo

Steiner & Madlaina
Steiner & Madlaina (Foto: June Fischer)

Ob Folk, Rock oder Chanson, Steiner & Madlaina lassen in ihrem Pop wenig aus. Das neues Album passen sie allerdings dem ambivalenten Zeitgeist an.

Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass Nora Steiner und Madlaina Pollina volles Risko gegangen sind. Unter dem gleichnamigen Albumtitel wurden der Rausch, die Liebe und das Leben besungen. Beinahe vergessen war der Flirt mit Country und Folk des Debütalbums: Da ist der Rotwein in Strömen geflossen, während dreckige Bläser und verrauchte Schunkelhaftigkeit den Pop der beiden Schweizerinnen zum Schwitzen gebracht haben. Und nun? Nach einem Soundtrack („Sophie, der Tod und ich“) und einer Zwischen-EP („Ich kann’s nicht glauben“) scheinen Steiner & Madlaina auf „Nah dran“ der Midlife-Krise zu frönen. „Niemand hat dich gewarnt; es geht so schnell und schon bist Du alt“, singen sie im Opener „Da bist Du“, und kurz fürchtet man, da habe jemand seinen Biss verloren oder wäre gar Mutter geworden.

Die Wahrheit ist: Die ehemaligen Schulfreundinnen reagieren nicht auf die Wünsche des Marktes, Neues mit Altem zu vergelten, sondern auf die eigenen Bedürfnisse. Die verlangen vordergründig nach Innenschau und Rückzug, wissen aber auch um die Macht der Ambivalenz – und hier setzt „Nah dran“ an. Steiner & Madlaina werfen einfach alles in den Ring, was in Zeiten wie diesen Aufmerksamkeit braucht: Zweifel & Trotz, Traurigkeit & Erschöpfung, aber auch Zuversicht und den müden Willen, weiterzumachen. Hilft ja nix. Musikalisch wirkt das ebenfalls erst auf den zweiten Blick mitreißend. Zeigen Klavier, der zweistimmige Gesang und das schweizerdeutsche „Hen mir nur wele glücklich si“ die schwermütige, chansoneske Seite des Duos, lassen Bass und Bläser auf „Woran liegt’s“ erahnen, dass da mehr geht: Im weiteren Verlauf der 14 Songs drehen Steiner & Madlaina mit ihrer Band zu voller Instrumentierung inklusive Orchesterarrangements und Kinderchor auf. Dazu beleben Gänsehaut-Hooks müde Herzen und nehmen kitschfrei tröstende Lyrics an die Hand.

„Nah dran“ ist kein Album, das sich seinen Hörer:innen an den Hals wirft. Aber lädt man es ein, auf dem Sofa Platz zu nehmen, können wir uns diesen Winter daran anlehnen.

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