„Nam June Paik: Moon Is the Oldest TV“: Visionär mit Humor

Amanda Kim bringt mit „Nam June Paik: Moon Is the Oldest TV“ einen unterhaltsamen Film über den frühen Visionär des Internets in die Kinos.
Wer sich ein bisschen mit zeitgenössischer Kunst beschäftigt, kennt Nam June Paik: Die Videoinstallationen des 2006 gestorbenen Südkoreaners hängen weltweit in Museen, meist als bunt-anarchische Arrangements mit dekorativer Anmutung. Jetzt läuft Amanda Kims Dokumentarfilm „Nam June Paik: Moon Is the Oldest TV“ in den Kinos.
Dokumentarfilmerin Amanda Kim tut entsprechend gut daran, wenn sie in ihrer Filmbio „The Moon is the oldest TV“ von Paiks Anfängen ausgeht und erst einmal einen Künstler beschreibt, der ab den 1960ern als wütender Provokateur auftrat und, ausgehend von der Musik und beeinflusst von der Fluxus-Bewegung, die Kunst hochpolitisch auf links zu drehen versuchte. Kims Grundthese, dass Paik eine Kritik des Internets formuliert habe, lange, bevor das Internet als Massenmedium durchgesetzt war, klingt knackig, ist bei genauer Betrachtung aber trivial. Stattdessen erweist sich der Film eine klug komponierte Annäherung an einen Künstler, der von Beginn seiner Karriere an nicht wirklich ernst genommen wurde, dessen ästhetische Vision aber bis heute eine ganz eigenständige Qualität hat. Und der politischer dachte, als man angesichts seiner manchmal etwas clownhaften Auftritte annehmen konnte. Kim zeigt Weggefährt:innen wie Kurator Wulf Herzogenrath oder Künstlerin Marina Abramović, ansonsten verlässt sie sich auf Paiks Kunst selbst. Die, das muss man eben auch zugeben, zudem großen Spaß macht.