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Fotografin Nan Goldin kämpft ums Überleben

Nan Goldin in „All the Beauty and the Bloodshed“
Nan Goldin bei einer Protestaktion gegen die Sacklers in „All the Beauty and the Bloodshed“ (Foto: 2022 Participant Film, LLC. Courtesy of Participant)

Von der Kunst zum Aktivismus: Nan Goldin nimmt in der preisgekrönten Kino-Doku „All the Beauty and the Bloodshed“ den Zweikampf mit einer US-Pharma-Familie auf, die die Kunst liebt – und die Menschen tötet.

Nan Goldin: Vom Trauma zur Kunst zur Sucht

Die berühmte Fotografin Nan Goldin ist im Kino-Dokumentarfilm All the Beauty and the Bloodshed zu sehen, der bei den Filmfestspielen in Venedig 2022 den Hauptpreis Goldener Löwe erhielt und auf der Shortlist für den Oscar 2023 als Bester Dokumentarfilm stand. In dem Film geht es um Goldins Leben, ihre Kunst, ihre Schmerzmittelabhängigkeit und ihren Kampf gegen die dafür verantwortliche US-Pharmaindustrie.

„All the Beauty and the Bloodshed“: Von Traumata und Träumen

Regie bei dem berührenden Film führte Lauras Poitras, die für den Dokumentarfilm Citizenfour über den US-amerikanischen Whistleblower Edward Snowden im Jahr 2015 den Oscar für den Besten Dokumentarfilm erhielt. Nan Goldin (*1953 in Washington D. C.) thematisiert in ihren Fotografien ihr eigenes Leben und damit auch LGBT-Subkulturen, Liebe, Sexualität, Drogen und Gewalt. Sie ist eine der bekanntesten Künstlerinnen der Gegenwart und ihre aus privaten Schnappschüssen zusammengestellten Kunstwerke wie die Diashow „Die Ballade von der sexuellen Abhängigkeit“ (1979) wurden in allen großen Museen auf der Welt ausgestellt.

Der Titel „All the Beauty and the Bloodshed“ entstammt einem Gedicht, das Goldins ältere Schwester Barbara Holly verfasste, der genau wie Nan ihre queere Identität und ihr Anderssein von ihren erzkonservativen Eltern abgewöhnt werden sollte. Barbara Holly verübte im Heim, in das sie abgeschoben wurde, als junges Mädchen Selbstmord, Nan flüchtete mit 14 aus dem grausamen Elternhaus und fand eine neue Familie in der No-Wave-Szene und der queeren Community von New York. Ein Umfeld, das auch ihre Kunst prägte.

Als etablierte Künstlerin wurde Nan Goldin dann 2014 nach einer Operation abhängig vom synthetischen Schmerzmittel OxyCodon, das ihr verschrieben worden war und bei dem die ultraschnelle körperliche Abhängigkeit verschwiegen wurde. Goldin war damit eine von Hunderttausenden Amerikanerinnen und Amerikanern, die vom dem Opioid abhängig wurden, was als amerikanische Opioidkrise berüchtigt ist und bisher für über eine Million Tote durch eine Überdosis verantwortlich ist – darunter weltbekannte Musiker wie Michael Jackson, Prince und Tom Petty. Goldin nahm den Kampf mit der OxyCodon-Firma Purdue Pharmau und der millionenschweren Eigentümerfamilie Sackler auf – denn die Sacklers waren bis dahin die größten Kunstmäzen und Spender der USA und auch in in Europa! Ganze Museumsflügel wurden nach ihnen benannt in weltberühmten Kunstpalästen wie dem Museum of Modern Art, der National Portrait Gallery, den Tate-Galerien, dem Solomon R. Guggenheim Museum, dem Louvre, der Tate Gallery und dem Jüdischen Museum Berlin.

„All the Beauty and the Bloodshed“ zeigt im Kino Nan Goldin und ihre schmerzhafte und befreiende Lebensgeschichte und wie diese mit ihrer Kunst zusammenhängt  – und wie sie dann als Aktivistin dem „Artwashing“ der Sackler-Dynastie, dem Aufpolieren des eigenen Images durch Philanthropie, vehement entgegentritt.

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