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Neue Nationalgalerie ist wiedereröffnet und startet mit „Rosa Barba. In a Perpetual Now“

Neue Nationalgalerie Rosa Barba. In a Perpetual Now
Neue Nationalgalerie, 2021 (Potsdamer Strasse) (Abb.: © BBR / Thomas Bruns / Ludwig Mies van der Rohe / VG Bild-Kunst, Bonn 2021)

Zur Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie in Berlin zeigt die Künstlerin und Filmemacherin Rosa Barba zentrale Werke und eine eigens konzipierte Arbeit. Wir trafen sie zum Interview.

Rosa Barba, in Ihren Arbeiten ist Film untrennbar vom Material und physischen Raum, dabei wird das Medium immer digitaler. Was bedeutet Ihnen – anlässlich der Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie gefragt–  der haptische Umgang mit Film?

Im Laufe der Jahre, in der ich filmbasierte Arbeiten produzierte, entwickelten sich neue Technologien und mit ihnen eine kontinuierliche Intensivierung. Die Umgebung wurde immer filmischer, wobei jede neue Technologie den Menschen immer weniger Raum ließ, die Welt um sich herum selbst zu konstruieren. Schließlich gab es keine Lücken mehr, alles war festgelegt und für uns sichtbar. Die Menschen bekamen die Werkzeuge und die Technologie, um mehr Bilder einfacher zu erzeugen, aber paradoxerweise wurden die Optionen oder Möglichkeiten begrenzt. Die Erfahrung verschiedener möglicher Optionen, von Räumen der Mehrdeutigkeit, wurde dem Wahrnehmenden genommen, was zu einer Schließung der kognitiven Möglichkeiten und Wünsche führte.

Diese unterschiedlichen Zugänge zu – und Formen von – Raum stehen daher im Zentrum meiner Arbeit, die einen konzeptionellen Ansatz verfolgt, der das Kino in einem architektonischen Sinne, aber auch als Werkzeug betrachtet. Hier können die Umgebung, die Leinwand und die Projektion kombiniert oder vorgeschoben werden, um eine andere raum-zeitliche Dimension zu schaffen, die mit dem Kontext des Innen- oder Außenraums einhergeht und darüber hinausgeht. In diesem erweiterten Raum herrschen Ungewissheit und Spekulation.

Meine Antwort darauf war, meine Strategien der Fragmentierung zu intensivieren, indem ich den Status quo des Kinos demontierte und mich auf bestimmte Möglichkeiten konzentrierte, die sich aus dem Spiel mit seinen Komponenten ergaben: sie von innen nach außen zu drehen, sie umzukehren und zu involvieren und sie neu zu verteilen, bis sie neue Räume eröffneten.

„Den Auftakt mitgestalten zu können mit meinen Werken ist mir eine Ehre“

Die Neue Nationalgalerie wird mit Ihrer Kunst wiedereröffnet. Was hat diese Einladung in Ihnen ausgelöst und wie blicken Sie auf das Ereignis?

Es war eine wunderbare Einladung von Joachim Jäger vor circa 2,5 Jahren in eines meiner Museumsfavoriten auszustellen und ich freue mich sehr, dass die Neue Nationalgalerie endlich wieder die Türen öffnet und Berlin erneut mit- aktivieren wird. Den Auftakt mitgestalten zu können mit meinen Werken ist mir eine Ehre.

Mit Ihrer kommenden Ausstellung „In a Perpetual Now“ greifen Sie die Architektur der Neuen Nationalgalerie auf. Welchen Bezug nehmen Ihre filmisch/skulpturalen Werke zu dem Mies van der Rohe-Bau und was ist Ihnen daran besonders wichtig?

In meiner kommenden Ausstellung „In a Perpetual Now“ zur Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie in Berlin habe ich eine Skulptur eines nicht realisierten Gebäudes von Mies van der Rohe wie eine Blaupause in den Raum gestellt, die mehrere meiner zwischen 2009 und jetzt entstandenen Arbeiten enthält. Architektur ist in diesem Zusammenhang nicht nur dreidimensionaler Raum, sondern ein zeitlicher Prozess, der sich ständig aktualisiert, der sich in der Bewegung und Wahrnehmung von Subjekten konstruiert und damit selbst beweglich bleibt. Mehr noch: Architektur soll hier Räume für unvorhergesehene Resonanzen zwischen dem entwerfenden Subjekt und sozialen Gemeinschaften (Körpern in Bewegung) und ihrem Lebensumfeld schaffen.

Neue Nationalgalerie: „Ich beschäftige mich mit dieser filmischen Perspektive Mies van der Rohes“

Der avantgardistische abstrakte Film und Mies‘ architektonische Arbeit kann als gegenseitige Inspirationsquellen innerhalb des Beziehungsgeflechts zwischen Architekten, Intellektuellen und der künstlerischen Avantgarde gesehen werden. (Mies war Vorstandmitglied für die Zeitschrift: „Liga für den unabhängigen Film“ ) Ich beschäftige mich mit dieser filmischen Perspektive van der Rohes. Mit der sequentielles Komposition von Formen in der Architektur und im abstrakten Film mit dem konzeptioneller Einfluss, der auch auf die Bauhaus-Bewegung richtungsweisend war.

Interview: Janka Burtzlaff

Rosa Barba. In a Perpetual Now Neue Nationalgalerie Berlin, 22. 8.–16. 1. 2022

Rosa Barba. In a Perpetual Now Rosa Barba, Portrait
Rosa Barba. In a Perpetual Now. Rosa Barba, Portrait | Abb.: © Sara Masüge

 

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