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Nicolai Dunger

Er ist ein Singer/Songwriter, wie es ihn in Skandinavien eigentlich nicht geben dürfte. citymag traf Nicolai Dunger vor seiner Tour – und überprüfte, ob der spröde Schwede vielleicht seine Auswanderung nach Amerika plant.

citymag: Nicolai, dein neues Album hat Mercury-Rev-Sänger Jonathan Donahue produziert. Stammt ihr nicht aus zwei völlig verschiedenen Welten?

Nicolai Dunger: Im Endeffekt bin ich selbst überrascht, dass diese Zusammenarbeit entstanden ist. Ich mochte den Indierock seiner Band nicht wirklich, und so richtig kannte ich auch nur einen Song. Jonathan wollte aber mit mir arbeiten, also habe ich sie auf ihrer US-Tour begleitet. Natürlich habe ich mich dann intensiver mit dem letzten Mercury-Rev-Album befasst – und bin wirklich begeistert.

citymag: Auch in der Vergangenheit hast du ja bereits mit unterschiedlichen Musikern zusammengearbeitet und ganz verschiedene Genres wie Jazz, Rock oder Blues bedient. Willst du mit jeder Platte deine Fans düpieren?

Dunger: Ich liebe es, viele verschiedene Menschen zu treffen und musikalisch eine Beziehung mit ihnen einzugehen. Als Musiker bin ich rastlos – und eben ein Künstler. Ein Künstler ist aber nur dann interessant, wenn er sich immer neuen Herausforderungen stellt und sich nicht ständig wiederholt. Aber ich setze mich nicht hin und überlege mir, wie ich das Publikum überraschen kann.

citymag: Also müssen wir nächstes Jahr nicht mit einem Elektronikalbum von dir rechnen?

Dunger: Nein, würde ich niemals tun. Ich mag elektronische Musik nicht besonders.

citymag: Das gemeinsame Album mit dem Songwriter-Kauz Will Oldham war dagegen ein Herzenswunsch von dir, oder?

Dunger: Ich bewundere seine Musik schon seit sehr langer Zeit. Mit ihm zu arbeiten war, als ob ich Dinge aus meiner Vergangenheit wiederentdecke und so mehr über mein eigenes Wesen erfahre.

citymag: Stimmst du denn zu, dass alle deine Platten den US-Musiktraditionen verpflichtet sind?

Dunger: Selbst im Album mit Oldham steckt schwedische Seele. Das muss auch so sein, sonst verleugnet man sein eigenes Erbe. Es ist eben eine Blues-Platte, außerdem ähneln sich Wills und meine eigene Mentalität sehr. Wir sind beide eher ruhig, langsam und bedächtig.

Interview: Carsten Schrader

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